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Fischart 961 ff.

Derselben auch der Lucifer

Da er sah ausgemacht so fern

Dies Hütlein samt dem, was drin stack,

Vor Fürchten selber er erschrack,

Weil ihm vor Augen gleich thät schweben,
Was für Jammer es werd erheben.

Légende 93 svv.

Ce faist, fist apporter feu ardant de son gouffre, Et respendant dessus venin mortel et souffre, Suffumigea très-bien ce bonnet dangereux.

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Puis, en roulant les yeulx, de sa griffe le touche,
Et dist les vers suyvans de sa perverse bouche:
Fischart 1009 ff.

Hiernach, als dieses auch vollend,
Die Augen er im Kopf vmwend,
Gleich wie ein Kalb an einem Strick,
Und gab die teuffelischten Blick,
Dass die Jung Teufel schier erschracken.
Da nahm er erst sein Feuerhacken,
Legt ihn aufs Hütlein schoen mit Ehren,
Vnd hub zween Finger auf zu bschweren.

Légende 99 svv.

Bonnet, qu'avec horreur je monstre etc.

Fischart 1017 ff.

O Hütlin, sprach er, Widerhütlin u. s. w.

Légende 189.

Il te convient à cheminer.

Fischart.

Nun mach dich auf die Fahrt dahin.

Légende 195 svv.

Si tost que Lucifer, présens tous ses supos, Eust mis fin à ses dictz et doulloureux propos,

Le jour s'esvanouit et l'obscur vint sur terre
Puis, après, tout-à-coup, ung esclatant tonnerre,
Entremeslé d'esclairs, vint monstrer ses effortz,
Espouvantant d'ung coup des hommes les plus fortz.
Fischart 1103 ff.

Sobald der Lucifer dies hätt
Ueber dem Hütlein ausgeredt,
Verschwund der Tag im Augenblick,
Dass man nicht sehen kund ein Stück,
Vnd gieng solch schrecklich Donnern an,
Dass drob erschrack gleich jedermann,"

Légende 205 sv.

Lors monsieur le bonnet du centre bas s'absente,
Et aux tristes humains bravement se presente.
Fischart 1111 ff.

Indess, weil also zörnt der Himmel,
Verflog das Hütlein im Getümmel,
Vnd fügt sich zu den Menschen schnell.

Légende 209 sv.

Les tond jusqu'à la peau, et si bien les martyre
Que leur faict voir qu'il est de tous bonnetz le pirė.

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Aus der Vergleichung der mitgetheilten Stellen kann es nicht zweifelhaft sein, dass Fischart die französische Legende gekannt und dass sie ihn zur Abfassung seines „Jesuitenhütleins" veranlasst hat. Aber was ich am Anfange mit Grimms Worten gesagt habe, dass er Nichts erdichte, aber Alles dichte, findet auch hier seine glänzende Rechtfertigung. Und in der

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That, er hat aus der französischen Quelle, die im Ganzen so farblos ist, dass der Pariser Herausgeber ihre eigentliche Tendenz gar nicht erkannte, ein Meisterwerk der Satyre geschaffen, die witzigste und zugleich treffendste, die jemals gegen die Jesuiten geschrieben worden ist. Es ist das Fischartsche Gedicht nicht bloss eine Erweiterung des französischen, es ist vielmehr eine eben so geistreiche als poetisch tüchtige Entwicklung des in dem Vorbild liegenden Gedankens, den ihr Urheber nur sehr unvollkommen zu verwerthen verstand. Das „Jesuitenhütlein" verhält sich zur „Légende" ungefähr so wie Shakspeares Romeo und Julia zur italienischen Novelle, aus der er seinen Stoff entnommen hat. Und auch hier bewährt sich die Richtigkeit der Bemerkung, welche, wenn ich nicht irre, Göthe irgendwo gemacht hat, dass nicht die Erfindung des Stoffes den Dichter beurkunde, sondern dessen Ausführung. Obgleich die „Légende“ die Zusätze abgerechnet, nur 212 Verse enthält, das „Jesuitenhütlein" dagegen 1142, dieses also um fünfmal oder wenigstens (wenn man die kürzeren Zeilen bei Fischart in Anschlag bringen will), um mehr als dreimal länger ist, so ist jene doch viel wortreicher, wie man sich aus der Anrede Lucifers an das Hütlein überzeugen kann. Nicht allein ist diese bei Fischart um 10 Verse kürzer, sie ist auch viel inhaltreicher und bewegt sich nicht bloss in Attributen, welche dem Hütlein beigelegt werden, wie dies bei der „Légende“ beinahe durchgehends der Fall ist. Uebrigens muss man hierbei auch das Verhältniss der Anrede zum Ganzen in Betracht ziehen; in der „Légende" beträgt sie, wie schon gesagt, beinahe die Hälfte des Gedichts; bei Fischart nicht einmal den dreizehnten Theil.

Der Gang des französischen Gedichts ist nicht nur höchst einfach; es ist auch der eigentliche Punkt, auf den es ankommt, nicht recht, wenigstens bei Weitem nicht klar genug motivirt. Schon der Anfang steht nicht in passendem Zusammenhang mit dem Folgenden. Als Lucifer vom Himmel in die Hölle gestürzt war, heisst es, rief er seine Teufel herbei, um mit ihnen zu berathen, wie sie wieder zu Ansehn und Macht kommen könnten. Lucifer und die Seinigen waren aber schon von Anfang der Welt von Gott abgefallen; es konnte also damals

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noch von keinem „Vierhörnigen Hütlein" die Rede sein. Fischart verlegt die Erzählung daher mit vollem Recht in die Zeit nach Christus, durch welchen die Macht der Hölle gebrochen worden war. Die Légende lässt ferner den Lucifer sogleich das Vierhörnige Hütlein durch seine Gesellen machen. Fischart, der nicht bloss den Jesuitismus, sondern den Katholicismus überhaupt als verderblich darstellen wollte den Jesuitismus wollte er nur als den schlimmsten Auswuchs desselben erscheinen lassen holt weiter aus, indem er das Mönchsthum, das hierarchische Princip und dessen Spitze, das römische Papstthum als Machwerke des Teufels darstellt. Da wir nicht erwarten können, dass allen Lesern des „Archivs" das Fischartsche Gedicht zu Gebote steht, will ich die kurze Inhaltsübersicht desselben (doch etwas erweitert) mittheilen, wie ich sie in den schon angeführten „Deutschen Dichtern“ u. s. w. gegeben habe, damit man wenigstens den Gang des Jesuitenhütleins" mit dem der „Légende" vergleichen könne.

Als nach Christi Himmelfahrt Lucifer seine Macht vernichtet sah, berief er alle Teufel zu einer Versammlung, um mit ihnen zu berathen, wie die Gewalt der Hölle wieder hergestellt werden könne. Die Menschen, sagt er, welche früher unter dem Heidenthum auch die scheusslichsten Gestalten angebetet hätten, verachteten jetzt die Teufelshörner, oder fürchteten sich vor ihnen. Da aber gerade in diesen Hörnern die Kraft der Hölle beruhe, so müsse man die Menschen zu täuschen suchen und die Hörner auf eine heilige Art gestalten. So macht er zuerst

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Auss aller Farb Thuch vnd Gewand

Auss Weiss, Schwartz, Blo, Gelb, Rot vnd Gro

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das aus Faulheit und einfältigem Schein besteht und mit der Nadel der Heuchelei und dem Faden der Täuschung zusammengenäht ist; und dieses Spitzhorn nennt er „Kuttenkappe.“ Sobald sie zum grossen Jubel der Teufel verfertigt ist, befiehlt er ihnen, das „Kuttenhorn" durch die ganze Welt zu ver

breiten. Darnach lässt er eine Mütze mit zwei Hörnern machen; die soll in Gold und Silber glänzen und es soll darein die geistliche Hoffart mit der Nadel der Herrschsucht und dem Faden der Schafschinderei vernäht, mit den „Perlein" reicher Geschenke und mit dem Gestein „Oneingedenck" gestickt werden. Dies ist der „Bischofshut," den er, in Bisamsladen eingemacht, ebenfalls durch die ganze Welt führen lässt, daher die,, Prälatenhörner" weit verbreitet und wegen ihrer Pracht hoch geehrt sind. Für seinen Statthalter lässt er sodann ein dreifaches Horn bilden, darin des Judas Säckel, Simonie, Rachgier, Neid, Wollust, Ehrgeiz, Meineid, Gift, Aufruhr, Lug und Trug mit dem Judenzwirn der Menschensatzung und der Nadel des Banns und Blutdursts vernähen; zur grösseren Zierde werden Messkram, Bullen und Ablass und zum Schein der Heilige Petrus darauf gestickt, worauf ein Teufel das Horn nach Rom brachte. Nun glaubten alle Teufel, Lucifer habe seine Bosheit ganz ausgekramt; aber nach langer Verzuckung berichtete er, dass er noch etwas Grässlicheres gefunden habe, eine vierhörnige Mütze, welche viermal mehr Gift enthalten solle, als die drei andern zusammen, weil sie auch von vierfachen Bösewichtern getragen werden solle, welche sich noch mehr verstellen könnten als selbst die Teufel. Deshalb würden sie sich „Jesuiten" nennen, ob sie gleich Jesuwider" heissen sollten, da sie ja seine, des Widerchrists Kinder seien. Ein Spanier, Ignatz Luguol („zu Teutsch Feurart Lugevol“), werde die Gesellschaft gründen, zu des dreifachen Hutes Trost, der in ihnen seine beste Stütze finden werde, wenn seine Macht abnimmt. Denn sie

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