Herrör. „Für männlich schon galt mir der Muth in der Brust, Eh' euren Saal zu besuchen ich kam; Heraus aus dem Hügel den Hasser der Helme, Geist. „An der Schulter liegt mir der Mörder Hialmars, Rings ist die Klinge mit Lohe beleckt; Keine Maid weiss ich auf Mitgards Auen, Die das Schwert nicht bang zu schwingen sich scheute!" Herrör. „Ich will ihn hüten, zu Händen ihn fassen, Geist. „Thörichten Sinns bist Herrör du wahrlich, Herrör. Wohl thust du daran, o Wikingerfürst, Dass das Schwert heraus aus dem Hügel du holst! Und gäbst du mir Norweg, nicht nähm' ich's dafür!" Geist. „Nicht weist du den Wechsel der Zukunft bis jetzt, Der Tyrfing wird, das glaube mir nur, Herrör. „Fahren will ich zum fluthenden Meer, Was meine Söhne dereinst noch erleiden!" Geist. ,,Du sollst ihn haben und lange lieben, Habe in Huld den Mörder Hialmars! Rühr' nicht an die Schneiden, Gift ist in Beiden Viel Uebles noch wird der Männermesser stiften. Fahr wohl, o Tochter, gern gäbe ich dir Das Arngrims Söhne zum Erbe liessen!" Herrör. Wohnet ihr Alle, fort treibt es mich nun, Quelle von Fischarts „,,Jesuitenhütlein." 99 Was Jacob Grimm von Hans Sachs sagt, dass „er Alles dichte und doch Nichts erdichte" (Haupt, Zeitschrift für deutsches Alterthum 2, 258), gilt auch in vollstem Masse von Fischart. Die meisten seiner Schriften sind Nachbildungen oder vielmehr Bearbeitungen mehr oder weniger bedeutender Vorbilder, denen er jedoch das Gepräge seines eigenthümlichen Geistes aufgedrückt hat. So ist „Aller Practick Grossmutter" durch Rabelais' „Pantagrueline Prognostication" und wie Gödeke nachgewiesen hat, durch die „Practica practicarum" des Franciscaners Nass hervorgerufen worden; seine Geschichtschrift" oder Geschicht klitterung" ist eine Erweiterung des ersten Buchs der „Vie de Gargantua et de Pantagruel" von Rabelais, deren siebentes Capitel im zweiten Buch ihm die Idee zum Catalogus Catalogorum" gegeben hat. Das „Podagrammisch Trostbüchlein," so wie das „Philosophisch Ehzuchtbüchlein" enthalten meist nur mehr oder weniger freie Uebersetzungen verschiedener Schriften des Alterthums und der späteren Zeiten; der „Bienenkorb" beruht auf dem „Byenkorf des geistreichen Philipp von Marnix, Herrn von St. Adelgonde; das „Reveille Matin," das „Ausschreiben der Ständ in Franckreich," die „Daemonomania," der „Bannstrahl, der Meuchelmord" sind Uebersetzungen; der Eulenspiegel endlich und der „Ritter von Stauffenberg sind Bearbeitungen früherer deutscher Dichtungen. Die übrigen Werke, der „Nachtrab," der „Barfüsser Sectenund Kuttenstreit," die „Flöhhetz," das Glück hafft Schiff und das „Jesuitenhütlein" werden allgemein und von allen Literaturhistorikern für vollständig freie Schöpfungen Fischarts gehalten, und ich selbst habe noch vor kurzer Zeit sein „Jesuitenhütlein" als sein vollständigstes Eigenthum bezeichnet; *) und doch ist auch dieses, wie ich eben entdeckt habe, durch ein fremdes Vorbild hervorgerufen worden, was vielleicht auch bei noch andern der eben erwähnten Dichtungen der Fall sein mag. Die Quelle des Jesuitenhütleins" ist nämlich ein kleines französisches Gedicht, welches im Jahre 1576 erschien unter dem Titel: „Blason, légende et description du Bonnet Carré, avec les proprietez, composition et vertus d'icelluy" (o. O. u. Jr. 14 Seiten in 16o); es wurde zwei Jahre später in „Lyon, par Pierre Hazart, au Port St. Georges, 1578" (13 Seiten 8o) mit einigen Veränderungen wieder abgedruckt. Der Druck von 1576 schliesst mit einer „Elegie sur le Bonnet Carré," die der Ausgabe von 1578 fehlt, wogegen diese „ein Sizain" und ein ,,Quatrain" hat, die sich in dem ersten Druck nicht vorfinden. Die erste Ausgabe wurde in den „Joyeusetez“ von Techener, die zweite im „Journal de l'amateur de livres" von Veinant (1850 tome 3 p. 189-204), wiederholt; zuletzt gab Anatole de Montaiglon im „Recueil de poésies françoises des XVe et XVIe siècles morales, facétieuses, historiques" (Par. 1855, 5. T. 12o) T. 1 p. 265 das Gedicht mit Benutzung der beiden Drucke heraus. Anatole de Montaiglon hat die Bedeutung des Gedichts nicht verstanden, wie aus der Note hervorgeht, die er seiner Ausgabe beifügt. „Cette pièce," sagt er, écrite contre les gens d'église plus que contre les gens de loi, et peut-être un peu protestante, a eu deux éditions" u, s. w. Allerdings wird die Bedeutung und Tendenz des französischen Gedichts erst recht klar, wenn man die Fischartsche Bearbeitung damit vergleicht; allein auch ohne diese zu kennen, muss man bei aufmerksamer Betrachtung zur Ueberzeugung kommen, dass der französische Dichter die Jesuiten im Sinne hatte; und da in der Zeit, in welcher die Satyre erschien, eine solche unmöglich von einem Katholiken herrühren konnte, so kann es *) Deutsche Dichter und Prosaisten. Erste Abtheilung. Leipzig 1863. S. 379. keinem Zweifel unterworfen sein, dass der Verfasser ein Protestant war. Wenn der französische Dichter die eigentliche Absicht seines Gedichts allerdings weniger scharf hervortreten liess und er die Jesuiten nicht namentlich anführte, ja nicht einmal die katholische Geistlichkeit überhaupt, so ist dies leicht erklärlich. Es wäre ein zu offenes Auftreten mit allzugrosser Gefahr verbunden gewesen, und der Dichter konnte zudem die Ceberzeugung haben, dass er von seinen Zeit- und Glaubensgenossen auch bei seiner klugen Zurückhaltung verstanden werden würde. Dass die „Légende du Bonnet Carré" die Quelle von Fischarts Jesuitenhütlein" sein kann, ergibt sich schon daraus, dass dieses erst im Jahre 1580 erschien und dass Fischart mit der französischen Flugschriftenliteratur sehr vertraut war. Dass die „Légende" aber wirklich dem deutschen Dichter vorlag, kann bei der oberflächlichsten Vergleichung beider Dichtungen nicht bezweifelt werden. Wir theilen deshalb das französische Original mit, und wollen dann noch einige Bemerkungen beifügen. La legende et description du Bonnet Carré, avec les Le blason du Bonnet Carré. Incontinent après que le grand Lucifer Se vid tombé des cieux au plus creux de l'enfer, Et n'avons seulement qu'enfer pour nostre part. Or, voicy ce que j'ay de grand cœur advise; |