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an das Giallarwasser. kam, und zur Giallarbrücke ritt; diese ist mit glänzendem Golde bedeckt. Modgudr heisst die Jungfrau, die die Brücke bewacht, sie frug ihn nach seinem Namen und Geschlecht und sagte, dass den Tag vorher über die Brücke fünf Schaaren todter Männer ritten „und die Brücke dröhnt nun eben so stark unter Dir und Du hast nicht das Ansehn todter Männer, warum reitest Du nun auf den Helweg?" Er antwortete: „Ich soll zur Hel reiten und Baldur suchen, hast Du nun etwas von Baldur in der Unterwelt gesehen?" Sie aber sagte, dass Baldur über die Giallarbrücke geritten sei und dass der Helweg nach Norden zu liege. Nun ritt Hermod, bis er zum Gitter der Hel kam; da stieg er von dem Hengst und gürtete ihn fest, stieg dann wieder auf und stiess ihn mit Sporen, der Hengst aber setzte so wacker über das Gitter, dass er es gar nicht berührte. Nun ritt Hermod zur Halle, und stieg von dem Hengst und ging in die Halle, da sah er auf einem Hochsitz seinen Bruder Baldur sitzen und Hermod verweilte eine Nacht daselbst. Aber am Morgen bat er die Hel, dass Baldur mit ihm heim reiten dürfe und sagte, wie grosse Trauer unter den Asen wäre. Hel aber sagte, dass sie erproben wolle, ob Baldur so allgeliebt sei, wie man sage, „und wenn alle Dinge in der Welt, Lebende und Todte, um ihn weinen, soll er wieder zu den Asen zurückkehren, aber bei der Hel bleiben, wenn Etwas sich weigert und nicht weinen will." Da stand Hermod auf, aber Baldur geleitete ihn aus der Halle und nahm den Ring Draupnir, und sandte ihn dem Odim zum Andenken, aber Nama sandte der Frigg ein Gewand und andere Gaben, der Fulla einen Goldring. Nun ritt Hermod seinen Pfad zurück und kam nach Aszard und sagte Alles was er gehört und gesehen hatte.

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Darauf sandten die Asen in die ganze Welt Botschaft, um zu bitten, dass Baldur aus der Unterwelt geweint würde, und Alle thaten das, Menschen und Thiere und Erde und Steine und Bäume und alles Metall; sowie sie weinen, wenn sie aus Frost in die Hitze kommen. Als nun die Boten heim fuhren und hatten ihre Botschaft wohl ausgerichtet, fanden sie in einer Höhle eine Riesin sitzen, die hiess Thöck. Diese nun baten sie, Baldur aus der Unterwelt zu weinen, sie aber antwortete:

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Man vermuthet aber, dass da vorher Loki gewesen sei, der Sohn Laufey's, der den Asen das meiste Unheil gethan hat.

Hefnd Asanna til Loka.

Rache der Asen an Loki.

Nun ward aber Loki so vergolten, dass er lange daran gedenken sollte. Als die Götter ihm so zornig geworden waren, wie natürlich war, lief er fort und verbarg sich in einem Berge; er machte sich da ein Haus mit vier Thüren, damit er nach allen Himmelsgegenden aus dem Hause sehen könne. Oft aber den Tag über verwandelte er sich in Lachsgestalt und verbarg sich in einem Wasserfall Namens Franang; da dachte er für sich, was für Listen die Asen wohl finden würden, um ihn in dem Wasserfall zu finden. Aber wenn er in dem Hause sass, nahm er Leinen und Garn und strickte Netze daraus, wie sie jetzt sind und ein Feuer brannte vor ihm. Da sah er, dass die Asen ihn bemerkt hatten und Odim aus Hlidskialf gesehen hatte, wo er war; da lief er sogleich weg in den Wasserfall und warf das Netz weg in das Feuer. Als aber die Asen in das Haus traten, ging der hinein, der von Allen der klügste war, Cwâsir mit Namen; und als er in dem Feuer die Asche des verbrannten Netzes sah, vermuthete er, dass das eine List sei, um Fische zu fangen, und sagte es den Asen. Darauf machten sich diese ein Netz, nach dem, was Loki gemacht hatte, und als es fertig war, gingen sie zu dem Wasserfall und warfen das Netz hinein, Thor hielt da das eine Ende und das andre alle Asen und sie zogen nun an dem Netze. Aber Loki strich voran und legte sich zwischen zwei Steinen nieder; so zogen sie das Netz darüber weg und merkten, dass das Thier fort war. —

Darauf fuhren sie ein andermal zu dem Wasserfall und warfen das Netz aus und banden es so niedrig, dass Nichts darunter wegfahren sollte. Darauf fuhr Loki vor dem Netz

Archiv f. n. Sprachen. XXXIV.

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einher, aber als er sah, dass es eine kurze Strecke war zu dem See, aus dem der Wasserfall floss, sprang er über die Netzstange hinweg und eilte den Wasserfall hinauf. Nun sahen die Asen, wo er schwamm, und eilten auch den Wasserfall hinauf und vertheilten sich an zwei Stellen, Thor aber ging die Mitte des Wassers entlang und sie gelangten so zum See. Als aber Loki die zwei Schaaren sah, war es Lebensgefahr, in den See zu eilen, die andre aber war, wieder über das Netz zu laufen, doch that er das und lief, so schnell er konnte, darüber hinweg. Thor aber griff da nach ihm und fasste ihn und so dass er ihn am Schwanze packte, und darum ist der Lachs hinten schmal.

Nun ging man mit Loki in eine Höhle. Da nahmen die Asen drei Felsen und setzten einen Stachel hinein und stiessen ein Loch in jeden Felsen. Dann wurden die Söhne Loki's, Vali und Nari und Narfi genommen; den Vali verwandelten die Asen in Wolfsgestalt und er zerriss seinen Bruder Narfi, dessen Gedärme aber nahmen die Asen und banden den Loki damit über drei Felsen, der eine war unter den Schultern, der andre unter den Lenden, der dritte unter der Kniekehle, und die Bande verwandelten sich in Eisen. Darauf nahm Skadi eine Giftschlange und befestigte sie über ihm, so dass das Gift ihm in's Angesicht träufeln musste. Siggn aber sein Weib steht neben ihm und hält eine Schüssel unter die Gifttropfen; aber wenn die Schüssel voll ist, geht sie weg und schüttet das Gift aus und während dessen trieft ihm das Gift in das Angesicht und er fährt dann so heftig zusammen, dass die ganze Erde zittert; das nennt man Erdbeben. So liegt er in Banden bis zu Ragnarökur (Weltuntergang).

Bragi teljandi î sâli Asanna.

Bragi im Saal der Asen lehrend.

Ein Mann Namens Oegir oder Hlêr wohnte auf einer Insel, die jetzt Hlêseg heisst und war sehr vielkundig. Er fuhr nach Aszard und ward da wohl aufgenommen und beschenkt; um Abend aber, als man trinken wollte, liess Odim Schwerter

in die Halle bringen, die waren so glänzend, dass sie leuchteten, und man hatte kein anderes Licht während des Trinkgelages. Nun gingen die Asen zum Mahl und setzten sich auf den Hochsitz; ihre Namen waren: Thor, Niörd, Freyr, Tyr, Heindall, Bragi, Vidarr, Vali, Ullr, Hoenir, Forseti; ebenso die Asynier: Frigg, Freya, Gefnie, Idium, Gerde, Sizum, Fulla, Nama. Dem Oegir däuchte es prächtig ringsum zu schauen; alle Wände waren mit schönen Schilden bedeckt und viel Meth wurde herbeigebracht und viel getrunken. Zunächst bei Oegir sass Bragi und sie unterhielten sich mit Trinken und Gesprächen; und Bragi sprach von manchen Abenteuern, die die Asen gehabt hatten.

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Er hob damit an zu erzählen, dass einst die Asen nach Hause fuhren, Odim und Loki und Hoenir, und kamen über Berge und öde Haiden und es stand schlimm für sie mit der Speise. Aber als sie in ein Thal kamen, sahen sie eine Heerde Ochsen und nahmen einen Ochsen und rüsteten ihn zum Mahl. Aber als sie dachten, dass er gesotten wäre, stiessen sie hinein und es war noch Nichts gar; und als sie zum zweitenmal hineinstiessen, war es wieder nicht gar. Da sprachen sie unter sich, was das wohl zu bedeuten habe. Da hörten sie eine Stimme in der Eiche über sich und der, der darin sass, sprach, er wollte ihnen helfen; sie schauten auf und sahen da einen grossen Adler. Da sprach der Adler: "Wollt ihr mir einen vollen Antheil von dem Ochsen geben, so soll die Speise gar werden." Sie sprachen ja dazu; da liess er sich nieder aus dem Baume, und setzte sich zum Mahl und legte beide Schenkel und beide Buge des Ochsen vor sich. Da ward Loki zornig und ergriff eine grosse Stange und schwang sie aus aller Kraft und schlug sie auf den Adler; der Adler wich dem Hiebe aus und flog davon; die Stange aber blieb fest an ihm hängen und Loki's Hände am andern Ende. Der Adler flog

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so niedrig, dass Loki's Füsse die Steine und Felsen und Bäume berührten, und er meinte, seine Hände würden aus den Achseln gerissen. Er rief laut und bat den Adler sehr demüthig um Frieden; der aber sagte, Loki solle nicht los werden, wenn er ihm nicht einen Schwur leiste, Idum und Aszard mit ihren Aepfeln zu ihm zu bringen; Loki nun schwur das und wurde los und fuhr zu seinen Mannen.

Zur verabredeten Zeit aber lockte Loki die Idum aus Aszard in einen Wald, und sagte, dass er kostbare Aepfel gefunden habe, die er ihr geben wolle, und bat sie, ihre Aepfel mit zu nehmen, um sie damit zu vergleichen. Da kam der Riese Thiassi in Adlersgestalt und ergriff die Idum und flog weg mit ihr und brachte sie in sein Haus. Aber die Asen wurden betrübt über das Verschwinden Idums und wurden alle rasch grau und alt vor Gram. Sie versammelten ein Thing und es fragte jeder den Andern, was er zuletzt von Idum gesehen habe; das aber hat man gesehen, dass sie aus Aszard mit Loki ging. Nun ward Loki genommen und in's Thing gebracht und wurde ihm mit dem Tod und Banden gedroht. Er aber wurde furchtsam und sprach, er wolle nach Idum suchen in Jötunheim, wenn Freya ihm ihr Federgewand leihen wolle. Als er es nun empfangen hatte, flog er nördlich nach Jötunheim und kam in einem Tag zu dem Riesen Thiassi; der war auf die See gefahren und Idum war allein zu Haus. Da verwandelte Loki sie in eine Nuss und nahm sie in die Klauen und flog rasch davon. Aber als Thiassi nach Hause kam und Idum suchte, nahm er sein Adlergewand und flog dem Loki nach und als nun die Asen sahen, wo der Falke mit der Nuss und der Adler flog, gingen sie in Aszard und brachten viele Hobelspäne zusammen. Und als der Falke in die Burg flog, liess er sich an den Burgwänden herabgleiten; da zündeten die Asen die Hobelspäne an, der Adler aber konnte sich nicht mehr einhalten im Flug; da ergriff das Feuer seine Flügel und er konnte nicht mehr fliegen. Da waren die Asen in der Nähe und schlugen den Riesen Thiassi vor dem Asengitter todt und ist dieser Mord sehr berühmt.

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