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recht behaglich ist, aber es scheint mir ein weiser Mann und dünkt mir viel an ihm zu sein.“ Da sprach die Königin: „Das dünkt mir eine sonderbare Sitte, dass Ihr so begierig gelüstet, mit jedem Kerl zu sprechen, der herkommt, was soll denn nun an ihm sein?" "Nicht weisst Du Alles, sprach der König, aber ich; ich sehe, er kümmert sich um mehr, als er spricht, und schaut sich weit um." Darauf sandte der König wieder zu ihm und es trat der Kapuzenmann ein zu ihm ganz gekrümmt und sprach mit gedämpfter Stimme. Der König fragte: „Wie heisst Du, grosser Mann?" Der Kapuzenmann antwortete und sang:

Friedensdieb hiess ich, als Wiking ich war,
Heerdieb, als ich die Wittwen betrübte;
Speerdieb, als die Spiesse ich schwang;
Schlachtendieb, als vor dem Heere ich ging;
Inseldieb, als ich die Scheeren beraubte,
Todesdieb, als kleine Kinder ich fasste,
Siegdieb, als ich die Männer schreckte,
Darauf schweifte mit Salzbrennern viel ich umher
Der Hülfe bedürftig, eh' hierher ich kam."

Da sprach der König: „Von mancherlei hast Du Deine Diebesnamen hergeleitet, aber wo warst Du zu Nacht und was ist Deine Heimath?" Der Kapuzenmann antwortete: „In Kummerstadt war ich auferzogen, aber mein Sinn trieb mich hierher, meine Heimath habe ich nirgends." Der König sprach: „Das kann wohl sein, dass Du in Kummerstadt einige Zeitlang auferzogen bist, auch mag das wohl sein, dass Du in Frieden auferzogen bist; aber im Walde wirst Du wohl die Nacht gewesen sein, denn kein Freier ist hier in der Nähe, der Wolf heisst; aber wenn Du sagst, dass Du keine Heimath hättest, so dünkt Dir wohl wenig daran zu sein, da Du hierher gekommen bist.“ Da sprach Yngeborg: „Gehe, Dieb, zu andrer Bewirthung, oder in die Herberge!" Da sprach der König: „Ich bin nun so alt,

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dass ich verstehe, Gäste zu bewirthen, nimm Deine Kapuze ab, Fremdling, und setz' Dich neben mich." Die Königin antwortete: Wie ein thörichter Alter handelst Du da, dass Du neben Dich Bettlerkerle sitzen lässest." Thiof (Dieb) sagte: Nicht ziemt sich das, o Herr, und es ist so besser, wie die Königin sagt, weil ich gewohnter des Salzbrennens bin, als bei Königen zu sitzen." Da sprach der König: „Thue, wie ich will, denn ich werde diesmal durchdringen müssen." Thiof zog die Kaputze aus und erschien nun im dunkelblauen Rock, und hatte den kostbaren Ring an der Hand, und hatte einen dicken Silbergürtel an und daran einen Beutel mit hellschimmerndem Silberschmuck, und an der Seite ein Schwert; aber auf dem Haupte hatte er einen dicken Hut von Fellen, und war triefäugig und rauh im Angesicht. „Nun soll es ihm besser gehen," sprach der König, gieb ihm, Königin, einen guten und bequemen Mantel." Die Königin sprach: „Du sollst Deinen Willen haben, o Herr, aber wenig liegt mir an dem Dieb da;" darauf wurde ihm ein guter Mantel überreicht und er setzte sich auf den Hochsitz neben das Königspaar. Die Königin wurde blutroth, als sie den kostbaren Ring sah, und doch wollte sie kein Wort mit ihm wechseln. Der König aber war ganz freundlich gegen ihn und sprach: „Einen köstlichen Ring hast Du da an den Händen, um diesen Preis musst Du lange Salz gebrannt haben." Er sprach: „Das ist mein, ganzes Vatererbe;" „das kann sein, sprach der König, dass Du noch mehr erwirbst, als Dein Vater; aber wenig Salzbrenner halte ich Dir für gleich, wenn nicht das Alter mein Auge täuscht." Thiof blieb da den Winter in guter Pflege und wurde von allen Mannen werth gehalten; er war freigebig und freundlich gegen alle Leute; die Königin sprach wenig mit ihm, aber der König war stets freundlich gegen ihn.

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Capitel 12. Die Eisfahrt.

Da begab es sich einmal, dass der König Ring und die Königin zu einem Gastmahl fahren wollten, mit wenigem Ge

folge. Der König sprach zu Thiof: „, Willst Du lieber mit Uns fahren oder daheim bleiben?" Er sprach, er wolle mitfahren, und der König sagte, so gefiele es ihm besser. Darauf machten sie sich auf die Reise und hatten über einen gefrorenen See zu fahren; Thiof sprach zu dem König: „Unzuverlässig dünkt mir das Eis und gefahrvoll.“ Der König antwortete: „Es erweiset sich oft, dass Du wohl für Uns gesinnt bist." Kurz darauf barst die ganze Eisdecke; Thiof lief da hinzu und riss den ganzen Wagen an sich und Alles, was daran und darin war, den König und die Königin und die Pferde zog er auf das Eis, die vor den Wagen gespannt waren. Da sprach der König: „Nun ist Alles wohl gerettet, Thiof, nicht würde das Frithjof der Starke besser verrichtet haben, wenn er hier gewesen wäre, und er ist doch der stärkste Kämpe." Darauf fuhr der König zum Gastmahl und wurden da viel Thaten erzählt und kehrte mit ehrenvollen Geschenken heim. Darauf ging der Winter vorüber, und als es Frühling wurde, wurde die Luft milder, und der Wald blühte, und das Gras begann zu grünen und die Schiffe am Land hinzustreichen.

Capitel 13. Versuchung im Walde.

Eines Tages nun sprach der König zu seinen Gefolgsmannen: „Ich will, dass Ihr heute in den Wald mit mir ziehet, Uns zur Ergötzung und um die schöne Natur zu sehen;" so thaten diese und es zog eine grosse Menge mit dem König in den Wald. Da trug es sich zu, dass der König und Frithjof in dem Walde zusammentrafen, fern von den andern Mannen; der König sagte, er sei müde und wolle schlafen; Thiof antwortete: „Gehet nach Haus, Herr, denn das ziemt besser einem Fürsten, als hier aussen zu liegen." Der König sprach: „Das will ich nicht." Darauf legte er sich nieder und schlief fest und schnarchte laut, Thiof aber sass neben ihm und zog sein Schwert aus der Scheide und warf es weit von sich. Eine Zeit darauf stand der König wieder auf: "Nicht ist Dir Arges

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in den Sinn gekommen, Frithjof, und Du hast Dich wohl berathen, Du sollst nun bei Uns sehr hoch gehalten werden; aber sogleich am ersten Abend erkannte ich Dich, als Du in Unsere Halle kamst, aber Du sollst nicht rasch von Uns scheiden, ich will Dir erst noch grosse Geschenke geben." Frithjof sprach: Ihr habt mich wohl und freundlich bewirthet, Herr, aber ich muss nun bald fort, denn meine Leute sollen mich bald treffen, wie ich es vorher verabredet habe," Darauf ritten sie heim aus dem Walde und es stiess das Gefolge des Königs zu ihnen und sie kehrten zu der Halle zurück, und tranken viel; und es wurde allem Volk offenbar, dass Frithjof der Starke den Winter über dagewesen war.

Capitel 14. Der Abschiedstrunk.

Eines Morgens früh nun geschah ein Schlag an die Thüre der Halle, wo der König und die Königin und ihre Mannen schliefen. Der König fragte, wer an der Thüre riefe. Da sagte der, der aussen war: „Hier ist Frithjof; ich bin nun bereit zur Abfahrt." Da wurde die Thüre aufgeschlossen und Frithjof ging hinein und sang:

Nun will ich sehr Dir danken, Du hast mich wohl bewirthet,
Als Gast mich wohl gepfleget; zum Gehen bin bereit ich;
Doch Yngeborg werd' ich lieben, so lang' wir leben Beide;
Leb' wohl Du; statt des Kusses nimm hier ein köstlich
Kleinod."

Darauf warf er den kostbaren Ring der Yngeborg zu und bat sie, ihn zu nehmen. Der König lächelte bei diesem Anblick und sprach: "So ist ihr also doch der Winteraufenthalt besser gedankt worden, als mir, und doch ist sie nicht freundlicher gegen Dich gewesen, als ich." Dann sandte der König seine Diener, um Trank und Speise zu suchen, und sprach, sie sollten Beide zusammen essen und trinken, ehe Frithjof wegginge, „stehe auf, Königin, und werde froh." Sie sprach, sie

getraute sich nicht, so früh zu essen. Da sagte der König Ring: „Da wollen wir Alle zusammen essen," und so thaten sie. Als sie aber einige Zeit getrunken hatten, sprach der König Ring: „Ich wollte, dass Du hier bliebest, Frithjof, weil meine Söhne jung sind, ich aber alt und nicht mehr geschickt zur Landesvertheidigung, wenn Einer dieses Reich mit Heerfahrten heimsucht." Frithjof aber sprach: „Bald muss ich von dannen, Herr!" und sang:

„Leb', König Ring Du, Heil und lange

Höchster der Fürsten, im Schoosse der Heimath!
Hüte, Fürst, Wohl Weib und Land, Dein;
Yng❜borg und ich wir sehn uns nicht mehr."

Da sprach der König Ring:

,,Fahre nicht so Du, Frithjof, von dannen,
Theurer Verbannter, in trübem Sinn!
Vergelten werd' ich Dein Kleinod Dir
Besser, als Du selber Dir denkst!"

Dann sprach er weiter:

„Dem starken Frithjof geb' ich mein Weib
Und alle meine Habe dazu."

Frithjof aber weigerte sich und sprach:

„Nicht kann Deine Gaben ich nehmen,

Ausser wenn, König, todtkrank Du bist.“

Da sprach der König: „Ich würde sie Dir nicht geben, wenn ich nicht dächte, dass es so wäre, denn ich bin krank, und ich gönne Dir wohl diese Herrschaft, denn Du übertriffst alle Mannen in Norwegen; auch will ich Dir. Königsnamen geben, weil ihre Brüder Dir Würden missgönnen und Dir nicht so gerne das Weib verloben werden, als ich." Frithjof sprach: Habet grossen Dank, Herr, für Euer Wohlwollen, das grösser ist, als ich erwartete; aber ich will nicht mehr haben, als den Jarlsnamen und Rangeserhöhung." Da gab der König Ring dem Frithjof vertragsmässig Gewalt über das Reich, das er vorher regiert hatte, und den Jarlsnamen, Frith

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