Capitel 5. Die Rache der jungen Könige. Nun ist zu sagen von den Brüdern, dass sie den König Ring fanden und hatte dieser ein grosses Heergefolge; da traten sie vor und suchten um Sühne nach, so dass Friede werden sollte; der König Ring sprach, er wolle das unter der Bedingung, dass die Könige sich ihm unterwürfen und gäben ihm Yngeborg die Schöne, ihre Schwester, mit einem Drittel all ihrer Habe. Die Könige gestanden das zu, weil sie sahen, dass sie mit grosser Uebermacht zu thun hatten; darauf wurde die Sühne festgemacht und sollte Hochzeit werden zu Sagni, wo der König Ring seine Verlobte treffen sollte. Darauf fuhren die Brüder mit ihrem Gefolge heim und waren sehr unzufrieden. Da nun Frithjof Verdacht schöpfte, als die Könige heimkamen, sprach er zur Königstochter: „Wohl und stattlich hat uns der Barde Baldur aufgenommen, er hat keinen Groll gegen Uns; wenn Ihr aber wisst, dass Eure Könige heimkommen, da breitet Leinwand auf den Göttersaal, denn er ist der höchste hier in dem Gehege, wir werden sie von unserm Hofe aus sehen.“ Die Königstochter sprach: „Nicht will ich dies andern Männern zum Beispiel gethan haben, aber in Wahrheit werden wir uns unsrer Freunde freuen, wenn Ihr kommt." Darauf fuhr er heim und am nächsten Morgen ging er früh aus und sprach so, als er eintrat: " Sagen will ich den Mannen mein, Dass Völlig Vorbei ist der Liebesscherz; Nicht mögen die Mannen zum Schiffe nun gehn, Da gingen seine Mannen aus und sahen, dass der ganze Göttersaal mit gebleichten Linnen bedeckt war. Da sprach Biurn: „Nun werden die Könige heimgekommen sein und werden wir kurze Zeit haben, ruhig zu sitzen, und es dünkt mir gerathen, Gefolge zu sammeln," und so geschah es und es kam eine Menge von Mannen zusammen. Die Brüder aber fragten sogleich wegen dieses Gebahrens von Frithjof und seinem Gefolge. Helgi sprach: „Ein Wunder dünkt es mich, 2 Capitel 6. Der Seesturm. Aber als Frithjof und seine Gefährten aus Sogni waren, da machte sich ein scharfes Wetter an sie und ein grosser Sturm, und es war ein starker Wogenschwall; es hielt sich aber das Schiff sehr wacker, denn es segelte sehr leicht und war das beste, in See zu stechen. Da sang Frithjof: „Fernhin fuhr ich von Sogni, wo Jungfrauen des Methes ge nossen, Mitten im Baldurshain, mit gepichtem Rappen des Meeres; Wonnespenderin Du, im Wogenden Schwalle des Meeres." Da sprach Biurn: „Das wäre schön, wo Du Anderes zu arbeiten hast, noch Lieder zu machen um Baldurhaines Jungfrauen!" „Doch soll es nicht aufhören," sprach Frithjof. Da verschlug sie ein Nordwind zu den Solundarinseln und das Unwetter wurde am ärgsten. Da sang Frithjof: „Sehr beginnt die See zu Schwellen, ist mit Wolken ganz Zauberinnen Zetteln an dies, reitend in der Brandung dort; sturme Lassen wir Solundars Inseln Sicherheit den Mannen geben!" Da legten sie an den Solundarinseln an und gedachten da zu bleiben; und eben so schnell fiel das Unwetter. Da brachen sie wieder auf und liessen die Inseln zurück; und die Reise dünkte ihnen schön, weil sie einen bequemen Fahrwind hatten, aber bald begann der Pfad wieder rauh zu werden. Da sang Frithjof: Als sie nun weit im Meer fortgesegelt waren, da wurde die See wieder sehr ungebärdig und es entstand ein grosser Sturm mit so heftigem Schneegestöber, dass er keinen von beiden Steven sah, und ein Wogenschwall drang auf das Schiff ein. Da sang Frithjof: „Aus der Brandung sind wir jetzo, wir die Werthen Vol keshelden, Doch noch seh' ich von der Welt Nichts vor dem zauberhaften Wetter, Ganz verschwunden sind Salundars Inseln; doch in Ellida Stehen Schöpfend achtzehn Männer, Schützend sie im Meeressturm." Da sprach Biurn: „Der muss Missgeschick begegnen, der weithin fährt," „das ist sicher, Pflegebruder," sagte Frithjof und sang: „Helgi Wirket, dass die Wogen reifbehaaret ringsum Wachsen, Wohler War mir's, als schön Yng'borg ich im Haine Baldurs küsste; Anders mag sie wohl mich lieben als ihr Bruder König Helgi; Glücklich, könnt' ich sie umfangen, fassen sie in meinen Arm." „Das mag sein," antwortete Biurn, dass sie dir höheres Glück zugedenkt, als das jetzige, und das ist gewiss nicht übel zu empfinden." Frithjof sprach: „Süsser wäre es freilich in Baldurshain, jetzt aber ist Gelegenheit, wackere Gefolgsleute zu erproben.“ Darauf strengten sie sich wacker an, denn es waren tapfere Männer zusammengekommen, und das Schiff das beste, das je in Nordland war. Da sang Frithjof: Nichts vom Himmel seh' ich Weiter; Westlich sind ins Schwangefiedert stürzen Wogen, Werfen Hügel ringsum auf, Da kam ein so mächtiger Anfall, dass sie Alle in den Schöpfraum mussten. Da sang Frithjof: Viel wohl trinket zu die Maid mir, Da sprach Biurn: „Glaubst Du, dass sognische Mädchen Dir sehr nachweinen würden?" Frithjof sagte: „Das kam mir allerdings in den Sinn." Darauf stürzten die Wogen schäumend über den Steven herein; aber das half, dass das Schiff so gut war und kühne Männer darin. Da sang Biurn: ,,Nicht ist's, Wie Wenn Frauen Dir zu Wollten trinken, Voll Salz Sind hier Augen, Ihr Sinkt in die. Wogen, Die müde macht den tapfersten Arm.“ Da sprach Asmund: „Das schadet Nichts, wenn Ihr auch die Arme erprobt, denn Ihr bedauertet Uns auch nicht, als wir die Augen rieben, wenn Ihr ehemals so früh in Baldurshain aufstandet!" „Nun, warum singst Du nicht?" sprach da Frithjof; „Das soll schon sein," sprach Asmund, und sang: „Kalt hier ward es um den Mastbaum, als das Meer mit Macht hereindrang; Ehmals musst' mit acht der Männer ich im Schiff hier Süsser war's, zum Fraungemache Frühstück früher hinzu- Als Ellida auszuschöpfen in dem Wilden Wogensturme." 99 „Du sprichst nicht geringer von Deiner Hülfe, als sie ist," sprach da Frithjof und lachte, und doch schlugst Du in die Art der Knechte um, da Du bei der Speisebereitung beschäftigt sein wollest." Da wuchs das Unwetter aufs Neue, so dass denen, die im Schiffe waren, die See, die von allen Seiten rauschte, mehr als Bergstürze und Felsenhänge, wie als Wogen erschien. Da sang Frithjof: |