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Ein Chauffeur, der seinen Brotherrn täglich zweimal zur,,Fabrik" fährt und sonst die Familie des Fabrikanten zu fahren hat, wird als,,berufszugehörig" zum Beruf seines Brotherrn gezählt, wenn er (der Chauffeur), gegebenenfalls mit seiner ganzen Familie, bei seinem Brotherrn lebt und z. B. im Keller seine freie" Wohnung hat; derselbe Chauffeur wird als ,,selbständig Dienender" in die Berufsabteilung D gerechnet, wenn er genau die gleichen Funktionen versieht, aber nicht auf der Haushaltungsliste seines,,Brotherren" erscheint, sondern eine besondere Liste ausgefüllt hat, weil er vielleicht im Garagengebäude wohnt, und er wird drittens mit dem Betriebsberuf seines jetzt in einen Arbeitgeber verwandelten Brotherrn gezählt, wenn die Betriebszählung beruflich aufgearbeitet wird; in unserem Falle also vielleicht in dem Betriebsberuf Lederindustrie, wenn sein ,,Arbeitgeber" Leiter einer Schuhwarenfabrik ist.

Die Erwerbstätigen kann man wohl den vom Haushaltungsvorstand jeweils versorgten Personen gegenüberstellen; aber die,,Wirtschaft" des Haushaltungsvorstandes ist selbstverständlich eine volkswirtschaftliche Zelle wie sein,,Betrieb“ auch, der ihn zum Erwerbstätigen stempelt.

Mit gleichem Recht könnten die,,Staatsdiener" in eben diese Abteilung D gesteckt werden; und es ist sicher, daß wenn die zählblattmäßigen Berufszählungen schon etwa um das Jahr 1740 begonnen worden wären, sie alle hierher gezählt werden würden. Seither aber hat man begriffen, daß trotz der einseitigen Bindung des Beamten er nicht zu den,,Dienenden" gezählt werden kann und hat ihm eine Berufsgruppe in der Berufsabteilung,,Beamte und freie Berufe" zugebilligt.

Wirtschaft und Erwerb erscheinen also in der neuzeitlichen Statistik noch genau so entgegengestellt, wie zu der Zeit, wo die Berufszählungen statistisch-wissenschaftlich zum ersten Male vorbereitet wurden, d. h. wie vor etwa 60 Jahren.

Wie damals Schulze-Delitzsch in dem von ihm entworfenen ersten Genossenschaftsgesetz die Genossenschaften in Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften gliederte, je nachdem ob sie der Einkommensbildung (Erwerb) ihrer Mitglieder, oder aber der Einkommensbenutzung (Wirtschaft) dienen wollten, und wie diese enge Zweiteilung auch noch ins neue Genossenschaftsgesetz von 1889 einzog und später galt und gilt, so ist die amtliche Statistik in eben dieser Gegenstellung von Erwerb und Wirtschaft hängengeblieben, als sie die,,Dienenden" zu Berufszugehörigen der Haushaltungsvorstände als Erwerbstätigen machte.

Wenn wir uns unseren Chauffeur im Dienste eines (berufslosen)

Rentners denken, so rückt der Chauffeur also unter die,,Berufslosen", wenn er nicht zufällig eine,,eigene" Wohnung hat; denn er dient jetzt nur der Wirtschaft seines berufslosen Brotherrn, nicht aber dem Erwerbsleben des letzteren, da dieser ja berufslos ist1).

Die Bearbeitung des persönlichen Berufs geschieht nach den Angaben der folgenden Haushaltungsliste; ihre Gesamtanlage zeigt deutlich, daß in der Tat nicht die wirkliche wirtschaftliche Funktion, sondern allein der,,persönliche" Beruf Gegenstand der Erhebung durch die Haushaltungsliste ist. (S. die folgenden Seiten.)

Die Haushaltungsliste ist als Kontrollblatt zweifellos wertvoll; sie gestattet auch die Arbeitslosen zu erfassen, deren statistische Bearbeitung aber bereits die Ableitung besonderer Arbeitslosen-Zählblätter notwendig macht; sie ist drittens die Unterlage für die Bearbeitung derjenigen Erwerbstätigen, die keinen Betriebsfragebogen auszufüllen hatten, also der in den freien Berufen Tätigen, der Rentner usw., der Heimarbeiter usw. Aber hiermit ist ihre berufsstatistische Bedeutung im wesentlichen erschöpft; den Betriebsberuf verschleiert sie geradezu.

Die Berufsgliederung drückt die gesellschaftliche Arbeitsteilung aus, ohne die alle moderne Wirtschaftspflege nicht bestehen könnte 2); sie steigert ihre Bedeutung für die Volkswirtschaft noch dadurch, daß sie nicht eigentlich eine beliebige Gliederung der Bevölkerung, sondern eine aus der Wirtschaft entstandene und von den Bewegungen der Wirtschaft abhängige Erscheinung ist. Die Berufsstatistik drückt die gesellschaftliche Arbeitsteilung gewöhnlich bestandsmäßig aus; der Vergleich zeitlich aufeinanderfolgender Berufszählungen gewährt deshalb den sichersten Einblick in die Veränderungen des wirtschaftlichen Produktionselements,,Arbeit“.

,,Wirtschaft und Statistik" enthält in Nr. 16, 17, 19 des 6. Jahrganges, 1926, bereits einige Teilergebnisse der Berufszählung vom 16. Juni 1925. Es ist hierbei die Bezeichnung,,Berufsabteilung" mit den sie bildenden,,Berufsgruppen" durch Wirtschaftsabteilung bezw. ,,Wirtschaftsgruppen" ersetzt worden, ein sichtbares Zeichen für die Anerkenntnis, daß der ,,persönliche Berufs"-Begriff der Wirtschaftsstatistik nicht alle erforderlichen Dienste leistet.

1) Wenn einstmals Adam Smith in seinem Wealth of Nations den Dienstboten u. ä. keine im Sinne der Produktion wirtschaftliche Funktion zugestand, so war das mehr berechtigt, als wenn wir heute Haushaltung und Dienstboten nicht der Volkswirtschaft zurechnen wollen.

2) B. Harms, Art. „Arbeit" im Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4. Aufl.

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Die Betriebsstatistik ist ein Teil der Produktionsstatistik; es ist die Statistik der (produzierenden) Betriebe in den verschiedenen Gewerben und der den Absatz als Erwerb betreibenden Handelsbetriebe, sowie der Verkehrsbetriebe. Danach unterscheidet man

I. landwirtschaftliche Betriebsstatistik,

2. gewerbliche Betriebsstatistik,

3. Handelsbetriebsstatistik,

4. Verkehrsbetriebsstatistik,

Ich habe mich nicht entschließen können, die Handelsbetriebsstatistik und die Verkehrsbetriebsstatistik äußerlich-räumlich von der eigentlichen Produktionsbetriebsstatistik zu trennen (obgleich das wohl folgerichtig wäre); einmal weil ich es nicht als Aufgabe eines Lehrbuches ansehe, vorweg mit dem Alten, auch wenn es Mängel hat, zu brechen; zweitens weil der Titel,,Betriebsstatistik" für die genannten betriebsstatistischen Themata bis zu einem gewissen Grade ihre Zusammenstellung in einem Hauptabschnitt logisch zuläßt.

Die Betriebsstatistik entsteht erst mit den gewerblichen Großbetrieben; sie erst stellen Erzeugnisse her, denen durch die bloße Tatsache ihrer Herstellung bereits eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung zukommt; denn es sind die Erzeugnisse der Großbetriebe, die die Angebotseite der Warenmärkte füllen, belasten oder bei ungenügender Produktion leer laufen lassen.

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Von den industriellen Großbetrieben geht dann das Interesse der Statistik, eben weil sie volkswirtschaftlich orientiert ist und auf staatswissenschaftliche Erkenntnis zielt, zu den landwirtschaftlichen Großproduktionsstätten hinüber, und verbreitert sich schließlich bis hinunter zu den Kleinbetrieben im Gewerbe sowohl wie in der Landwirtschaft.

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