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Möglichkeit einer,,offenen Verkaufs- bzw. Annahmestelle", mit der für die Handelsbetriebsstatistik aber überhaupt nichts anzufangen ist. Andererseits war eine Zerreißung der größeren Handelsbetriebe ebenfalls unzweckmäßig, wie das in 1907 geschehen ist.

Bei Handelsbetrieben, z. B. einem Warenhaus, war für jeden in sich abgeschlossenen Geschäftszweig oder zu einer besonderen Abteilung vereinigten Geschäftszweig, z. B. Möbelabteilung, ein besonderer Gewerbebogen auszufüllen.

Ein Warenhaus mit 40,,Abteilungen" zerfiel auf diese Weise in 40 statistische Einheiten, alias Betriebe, was entschieden verfehlt war. Der Wille, eine Betriebsstatistik aufzumachen, darf nicht zur Zerreißung der den Handelstyp,,Warenhaus" treffenden Bestandteile führen. Man betreibt keine wahre Wirtschaftsstatistik, wenn man die Wirtschaft durch ihre Darstellung entstellt.

Für 1925 aber ist der hier berührte Fragenkreis überhaupt ausgefallen, so daß die in der Abteilung C,,Handel und Verkehr" dieses Mal erscheinenden Betriebe zumindest in der Gewerbegruppe,,Handelsgewerbe" etwas ganz anderes bedeuten müssen als in 1907.

Was in einem fabrikmäßigen Großbetrieb die Kraftmaschinen sind, bedeuten im offenen Verkaufslokal die Kontrollkassen, Rollenmarkenund Scheckkassen. Für die Betriebsleistung des Ladengeschäftes sind solche mechanischen Additionseinrichtungen entscheidend, ganz abgesehen davon, daß sie gleichzeitig auch das eigene Personal kontrollieren und eine einwandfreie tägliche Leistungsstatistik erlauben1). Aber nirgends ist bisher nach diesen mechanischen Einrichtungen gefragt. Die mit einem Laden verbundenen Handelsbetriebe werden offensichtlich etwa alle einander gleichgesetzt, während sie doch außerordentlich verschieden voneinander sind, und ihre Verschiedenheit vielleicht ein größeres statistisches Problem ist als ihre quantitative Massenhaftigkeit.

Die richtige Anlage der Fragen nach den Handels- und den Verkehrsbetrieben würde den Ausbau der Innenhandels- und der Verkehrsleistungsstatistik erheblich fördern. Denn es liegt auf der Hand, daß erst bei statistischer Erkenntnis der Handels- und der Verkehrsbetriebe deren wirtschaftliche Bedeutung auf die richtige Beobachtungsbasis gestellt werden kann.

Hesse hat durchaus Recht, wenn er gelegentlich meint 2):,,Die

1) Konsumgenossenschaftliche Rundschau, herausgegeben von Heinrich Kaufmann, Hamburg 1926, S. 636f.

2) Conrad-Hesse, Gewerbestatistik, erschienen als 4. Teil, 2. Hälfte, 1. Band von Conrads,,Statistik", die den Schlußband seines Grundrisses zum Studium der politischen Ökonomie bildet.

Diehl-Mombert, Grundrisse. Bd. 21.

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besonderen Verhältnisse von Handel und Verkehr verlangen auch die statistische Behandlung in einem eigenen Abschnitt". Aber wer die wissenschaftliche Verselbständigung der Handels- und Verkehrsstatistik fordert, wird ohne eine starke Verselbständigung der statistischen Erhebung der Handels- und Verkehrsgewerbe nur schwer auskommen.

§ 50. Die Fragestellung.

Die Erörterungen der Lehrbücher der Statistik beschäftigen sich überwiegend mit den Ergebnissen von Industrie und Handwerk, für die der betriebsstatistische Fragebogen, besonders in der Zweiteilung bis 1907, in der Tat verlockend war, während Fragen nach den Betrieben des Handels und Verkehrs fast ganz fehlen.

Es ist merkwürdig: die statistische Darstellung kapriziert sich geradezu auf die Betriebsstatistik der Industrie und des Handwerks sowie auf die Warenverkehrsstatistik, während die Warenproduktionsstatistik als die natürliche Ergänzung zur Statistik der Produktionsbetriebe auf der einen Seite und die Handels- und Verkehrsbetriebsstatistik auf der anderen fast ganz ausfallen. Die große Unergiebigkeit der Gewerbeaufnahmen sollte zu denken Anlaß geben. So wertvoll es ist, durch die Erhebungen zu wissen, wie viele Betriebe nach Gewerbearten usw. aufgeteilt vorhanden sind, wieviele Personen sie, nach groben Größenklassen aufgeteilt, beschäftigen, was für motorische Kräfte, nach noch gröberen Größenklassen geordnet, sie besitzen, wie sie auf die einzelnen Landesteile sich verteilen, so dringend nötig ist es doch außerdem, wenn wir bei reinen Betriebsfragen bleiben, zu ermitteln, was für Rohstoffe und Produktionsgüter dem Produktionsprozeß zugeführt werden beim Fabrikbetrieb, und welche Waren gehandelt werden beim Warenhandelsbetriebe, welche Transporteinrichtungen bestehen für die Verkehrsbetriebe.

Maria Thersia mußte ihren in Hall am Inn einst plötzlich verstorbenen Gemahl noch auf dem Wasserwege nach Wien bringen, um ihn in der Wiener Gruft beisetzen lassen zu können, aber seither bewältigt die natürliche Wasserstraße nur einen Bruchteil des Transportverkehrs; die künstlichen Verkehrsstraßen haben den Massenverkehr zum großen Teil und auch den Luxusverkehr fast ganz an sich gezogen.

Was die Warenhandelsbetriebe betrifft, so gewährt die gewerbliche Betriebszählung mit ihren bisherigen Einheitsfragebogen überhaupt keinen Einblick in die Warenkleinhandelsbetriebe, deren gewaltige Zahl und weitreichende Differenzierung vielmehr restlos verwischt werden.

Das aber kann nicht das Ziel einer gewerblichen Betriebszählung sein, die wichtigsten Details einzelner großer Betriebsgruppen verschwinden zu lassen.

In einer mittleren Großstadt Deutschlands gibt es neben 200 Fabriken vielleicht 800 Warenkleinhandelsbetriebe; es liegt auf der Hand, daß nicht bloß deren Nichttrennung von den übrigen Betrieben - abgesehen von der Größenklassifizierung - zu größten Entstellungen Anlaß gibt, sondern daß ihre Nichtbetonung die Wirklichkeit des Wirtschaftslebens noch weiter entstellt.

Das Handelsgewerbe war in 1907 mit 755088 Betrieben die überhaupt stärkste Gewerbegruppe; zwar folgte ihm mit 680140 Betrieben das Bekleidungsgewerbe ziemlich nahe, aber als drittes Gewerbe trat dann in weitem Abstande,,Gast- und Schankwirtschaft" mit 300405 Betrieben auf, und als viertes die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel mit 292 303 Betrieben.

Und es ist sehr beachtenswert, daß das Handelsgewerbe 703657 Kleinbetriebe oder über 93% seiner Gewerbebetriebe zählte, wie auch die anderen,,großen" Gewerbegruppen hauptsächlich durch die gewaltige Masse der Kleinbetriebe hervortreten.

Nimmt man gar die ganze Abteilung,,Handel und Verkehr“ zusammen, wozu mancherlei Berechtigung besteht, so bilden die 1163306 Betriebe in 1907 mehr als ein Drittel aller überhaupt in 1907 erhobenen Betriebe und ähnlich in 1925.

Die Trennung in der Darstellung von,,Industrie usw." und,,Handel und Verkehr" läßt implicite auch eine Trennung schon bei der Erhebung erwarten. Dem ist aber bisher nicht so; der gleiche Fragebogen ist für alle diese so verschiedenen Gewerbeabteilungen zu benutzen.

Die Abteilung C,,Handel und Verkehr" umfaßte in 1907 37,2% aller überhaupt bei der Betriebszählung ermittelten Betriebe. Bei diesem gewaltigen Anteil wäre eine weitreichende Zerlegung unter allen Umständen voll zu verantworten.

Die s. Zt. von mir veranlaßte Untersuchung über die Vorzüge eines eigenen Zählblatts für die Handelsbetriebe, die A. Sigerus durchgeführt hat1), ist zu dem Ergebnis gekommen, daß vielleicht schon einige Zusatzfragen für die Warenhandelsbetriebe im allgemeinen und die offenen Verkaufsstätten im besonderen zu dem Gewerbebogen ausreichen, um auch diese Gewerbebetriebe einigermaßen richtig darstellen zu können.

1) Handelsbetriebsstatistik von A. Sigerus, Ergänzungshefte zum Statistischen Zentralblatt, Heft 2, Leipzig 1913.

In der Tat sprechen gewisse Zweckmäßigkeitsgründe für diesen Ausweg der zusätzlichen Fragestellung.

Denn nach betriebsstatistischer Erfahrung macht es merkliche Schwierigkeiten, bei der gegenwärtigen Organisation der Zählungen als solche mit ehrenamtlichen Zählern, die höchst ungleich ausgebildet sind, vorweg getrennte Zählpapiere richtig zu verteilen.

So wäre solange wir keine besondere Organisation der Betriebszählungen haben zumindest zu empfehlen, für die Handelsbetriebe noch folgende Fragen zu stellen:

1. Beschäftigen Sie Handlungsreisende ?
Wenn ja, wieviel?

und in welchen Waren?

und für welche Gebiete?

2. Bei offener Verkaufsstelle:

wieviele Schaufenster haben Sie?

wieviele andere Auslagen an der Straße?
wieviele Kontrollkassen haben Sie?

3. Was für Waren handeln Sie?

4. Wären die Fragen nach Groß- und Kleinhandel um eine Frage nach Zwischenhandel und Verkaufsart (Abzahlungsgeschäft) zu vermehren, denn erst durch eine geeignete Fragestellung könnten solche Auslassungen vermieden werden.

Die Orientierung der in den letzten Jahren stark entwickelten Abzahlungsgeschäfte ist aus der Betriebszählung noch nicht erkennbar zu

machen.

Geht man aber über den Warenhandel hinaus, so offenbaren sich noch viel größere Mängel aus dem Fehlen eines selbständigen Zählpapiers für die Handelsbetriebe; z. B. im Geld- und Kredithandel.

Der,,Geld- und Kredithandel“ der allgemeinen Betriebsstatistik umfaßt so verschiedene Arten des ,,Handelsgewerbes", daß seine Gesamtzahlen sehr wenig besagen. Wer beachtet, daß hier außer den eigentlichen Bankgeschäften, die den Wertpapierhandel, die Darlehnsgewährung, den Geldwechsel, die Finanzierung u. a. betreiben, auch die reinen Inkassogeschäfte, der Lotterieloshandel, der Pfandscheinhandel, die Totalisatoren, die Sparkassen u. a. als Geld- und Kredit-Handelsbetriebe gezählt werden, wird in der Tat mit der Gesamtzahl nichts aussagen können.

Aber trotz der Verschiedenheit dieser Handelszweige ist die in der Betriebsstatistik gewonnene Gesamtzahl der Geld- und Kredithandelsbetriebe erheblich kleiner als allein die Zahl der hierhergehörigen und tatsächlich vorhandenen Kreditgenossenschaften, worauf für die Er

gebnisse von 1907 bereits G. Schacht aufmerksam gemacht hat1). Es sind offenbar mehrere Tausend Kreditgenossenschaften nicht einzeln (als Betriebe), sondern nur als Genossenschaftsverbandsteil zusammengefaßt gezählt worden und andere Tausende sind, als vielleicht ehrenamtlich und nicht,,gewerblich"geleitet, überhaupt nicht gezählt worden.

§ 51. Neuere handelsbetriebsstatistische Fragen.

Aber mit diesen Zusatzfragen würde nur eine bescheidene Ausdehnung der Fragen des bisherigen allgemeinen betriebsstatistischen Fragebogens, eine Mindestforderung, erreicht sein.

In Wirklichkeit verlangen wirtschaftsstatistische Erhebungen eine stärkere Vertiefung der seltenen Bestandsaufnahmen durch Einbeziehung aller erheblichen Betriebsmerkmale in die Erhebung, d. h. Einführung entsprechender Fragen auf dem betriebsstatistischen Fragebogen.

Die schon in § 49 genannte Frage nach der Art der gehandelten Waren spielt für die statistische Kennzeichnung der Warenhandelsbetriebe eine gar nicht hoch genug zu veranschlagende Rolle; denn erst durch ihre Beantwortung wird es möglich, den Handel so zu zerlegen, wie er es als Träger der wirtschaftlichen Distribution verdient und verlangen kann.

Die Gewerbegruppe,,Handelsgewerbe" wird bei der statistischen Darstellung bisher zerlegt in folgende Gewerbeklassen: a) Warenhandel; b) Geld- und Kredithandel; c) Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, sowie Zeitungsverlag und Spedition; d) Hausierhandel einschl. Straßenhandel; e) Handelsvermittlung (Makler ohne Schiffsmakler, Kommissionäre, Agenten ohne Schiffs- und Versicherungsagenten); f) Hilfsgewerbe des Handels (Stauer, Scheuerleute, Markthelfer, Messer, Wäger, Packer usw.); g) Versteigerung, Verleihung, Aufbewahrungsstellen usw., Auskunftsbüros.

Die Gewerbeklasse,,Warenhandel" ist nun schon langsam im Laufe der drei bisher dargestellten Betriebszählungen ausgebaut worden; aus 13 Gewerbearten der Gewerbeliste für 1882 sind 15 Gewerbearten in 1895 und im ganzen 48 in 1907 geworden; und zwar folgende: Handel mit 1. Schlachtvieh, 2. anderen Tieren, 3. Getreide, Mühlenfabrikaten und Hülsenfrüchten, 4. anderen landwirtschaftlichen Produkten, 5. Blumen und Samen, 6. Brennmaterialien, 7. Bau- und Nutzholz, 8. anderen Baumaterialien, 9. Edelmetall und Edelmetallwaren, 10. Eisen und Eisenwaren, II. anderen Metallen und Metallwaren, 12. Maschinen.

1) Hjalmar Schacht, Bankstatistik, in,,Die Statistik in Deutschland“, herausgegeben von Zahn, München 1911, Bd. II S. 510/11.

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