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7. in der Verwaltungsstatistik

a) die Statistik der öffentlichen Erwerbsanstalten,
b) die engere sog. Geschäftsstatistik, soweit Fragen der Wirt-
schaft berührt werden.

§ 7. Andere Versuche einer Systematik der Wirtschaftsstatistik. Von den älteren Versuchen, die Wirtschaftsstatistik zu systematisieren, weisen wir nur auf Fallati hin. Fallatis Einteilung ,,Grundzüge1) des Systems der Statistik" ist in der Hauptsache eine Disposition zu einer Wirtschaftsstatistik. Der dritte (und letzte) Teil, der mehr als doppelt so umfangreich ist als der erste und zweite Teil zusammengenommen, hat folgende 2) Haupteinteilung (S. 16): 1. Die physische Kultur oder die gewerblichen Verhältnisse; 2. Die Stoffverarbeitung; 3. Der Handel; 3a. Post- und Eisenbahnwesen usw.; 3b. Börsen, Messen, Märkte; 3c. Publikationsanstalten für Handelsnachrichten usw.; 3d. Assekuranzanstalten; 4. Die Resultate der physischen Kultur, Nationaleinkommen, Nationalvermögen.

Meerwarth3) beginnt seine,,Wirtschaftsstatistik" dagegen mit der Betriebsstatistik, behandelt hier zuerst die gewerbliche Betriebsstatistik, obgleich sie weder geschichtlich noch sachlich den ersten Platz einnimmt, dann erst die landwirtschaftliche Betriebsstatistik; nun folgen die gewerbliche und die landwirtschaftliche Produktionsstatistik, darauf die Außenhandelsstatistik, schließlich die Preisstatistik; denen allen noch eine Lohnstatistik und eine Arbeitsmarktstatistik angehängt sind.

Diese Anlage ist weder vollständig, noch systematisch und wird leider ganz zerstört durch die Einfügung der Statistik der Lebenshaltung in den Abschnitt,,Preisstatistik". Denn die Kosten der Lebenshaltung sind ein Lebenserhaltungs- und ein Bedürfnisbefriedigungsproblem und nicht im volkswirtschaftlichen Sinne den Preisproblemen zugehörig. Preis ist für uns die geldwirtschaftliche Ausgleichung zwischen Angebot und Nachfrage, nicht aber Ausdruck der Lebenserhaltung usw. Wohl aber sind die Warenpreise Bestandteil der Preisstatistik; nur als Warenpreise dürfen sie in derselben Platz finden.

Nicht die Warenpreise allein ermöglichen eine Lebenshaltungs

1) Nach einem Vorlesungsmanuskript, das Georg von Mayr in einer Abhandlung im Allgem. statist. Archiv, 11. Bd. (1920) auf S. 15 und 16 zitiert hat, und das wohl spätestens aus dem Jahre 1840 stammt.

2) Ich habe die Einteilung stark vereinfacht wiedergegeben, um sie möglichst übersichtlich zu machen.

3) R. Meerwarth, Einleitung in die Wirtschaftsstatistik, Jena 1920.

statistik, sondern das Hinzunehmen der zu den ermittelten Preisen für die Lebenserhaltung eingekauften Waren mengen, wie denn jede Haushaltungsstatistik sich von jeder Preisstatistik dadurch grundlegend unterscheidet, daß in dieser nur die Einheitspreise von Waren, z. B. nach Gewichtseinheiten, notiert werden, während die Haushaltungsstatistik dazu die eingekauften Warenmengen notiert und den Warenpreis nur als rechnerischen Ausdruck für die „Kosten" der Lebenserhaltung benutzt.

Der Meerwarth'schen Anlage vermögen wir also nicht zu folgen; wir gehen vielmehr von einem vollständigen System der Volkswirtschaftslehre aus, um ein ebenso vollständiges System der Wirtschaftsstatistik entstehen zu lassen, wie wir es in § 4 und § 5 entwickelt haben.

Wenn Ballod in seinem,,Grundriß der Statistik" die Handelsstatistik und die Finanzstatistik von der Wirtschaftsstatistik trennt, so ist das nur zu verstehen aus dem engen Inhalte, den er der Wirtschaftsstatistik als einer Art reiner Produktionsstatistik gibt.

Auch können wir G. von Ma yr nicht folgen, der als einziger eine Systematik der Wirtschaftsstatistik aufgezeigt hat1), und eine allgemeine Wirtschaftsstatistik mit Bestands- und Bewegungsmassenerscheinungen von einer speziellen Wirtschaftsstatistik der einzelnen Produktions- und Distributionsgebiete abtrennt.

G. von Mayr's Einteilungsmotiv seiner Wirtschaftsstatistik liegt klar zutage; er geht von der Wirtschaft als solcher aus, behandelt dann die Wirtschaftsorgane und deren höchste Kontrolle und Korrektur durch die öffentlich-rechtlichen Körperschaften, um zuletzt der Einzelwirtschaft sich zuzuwenden, die er als Unternehmung, als Haushaltung und als Staatswirtschaft sieht.

Aber es ist auch klar, daß auf diese Weise Gegenstände in die Wirtschaftsstatistik gelangt sind, die einmal überhaupt nicht hineingehören, wenn man den Begriff,,Wirtschaft" nicht beliebig ausdehnen will, und zweitens an einer Stelle im System der Wirtschaftsstatistik stehen, die wir nicht gutheißen können.

Von alters her und mit Recht gilt die Haushaltung als Konsumtionsstätte, die Unternehmung oder besser der Betrieb als Produktionsstätte der Wirtschaft. Wenn G. von Mayr ein wirtschaftspolitisches Einteilungsmoment durchgreifend benutzen wollte was ihm anfänglich vorschwebte, so mußte er also die Haushaltungsstatistik in die Konsumtionsstatistik tun, oder aber nachweisen, daß sie als Auftakt

1) Georg von Mayr, Zur Systematik der Wirtschaftsstatistik, im Allgemeinen statistischen Archiv, a. a. O., 1920.

zur Produktionsstatistik in die Bedarfsstatistik gehört, wie wir es unter Anerkennung des Haushalts als statistisch relevantem Gegenstand tun werden.

Denn sowohl, daß der Haushalt verzehrt, als auch wie und was er verzehrt, ist volkswirtschaftlich und damit wirtschaftsstatistisch interessant. Daß er verzehrt, ist eine nackte, sozusagen natürliche Tatsache, wie und was er verzehrt, löst erst die wirtschaftlichen Reflektionen aus, auf der alle Volkswirtschaft aufbaut.

G. von Mayr hat keins von beiden getan, sondern hat die Haushaltungsstatistik, gemeint ist immer die sog. Budgetstatistik oder die Statistik von Haushaltungsrechnungen, in eine dem Geiste der Volkswirtschaft widerstrebende Abteilung der Einzelwirtschaften gebracht.

Zwar, die Betriebswirtschaftslehre handelt von Einzelwirtschaften, aber nicht im volkswirtschaftlichen Verstande, und nur für den Betrieb als Unternehmung, als Erwerbsstätte; die Haushaltungsbudgetstatistik hat keinen Platz in einer richtig verstandenen Betriebswirtschaftslehre. Es bleibt also dabei, daß die Wirtschaftsstatistik, wenn wir sie als Hilfswissenschaft der Wirtschaftswissenschaften fassen, und wir haben nach allem keinen Grund, uns von dieser Auffassung abzuwenden, die Haushaltungsbudgetstatistik wohl enthalten muß, aber als Bedarfserkenntnisobjekt und nicht als Einzelverzehrer.

Georg von Mayr hat die spezielle Wirtschaftsstatistik in seiner ,,Systematik" ganz besonders knapp behandelt; er teilt sie auf in a) Produktionsstatistik,

1. im engeren Sinne, d. i. die Produktion materieller Güter, und 2. im weiteren Sinne, d. i. die Produktion immaterieller Güter (in den freien Berufen und die Werterhöhung materieller Güter durch den Verkehr;

b Verkehrsstatistik, die er in eine technische (Verkehrsanstalten) und eine wirtschaftliche (Verkehrseinheit) einteilt;

c) Verteilungsstatistik, wobei er hauptsächlich an die Preisstatistik, Zinsstatistik u. ä. denkt;

d) Konsumtionsstatistik, die den endgültigen Verbrauch statistisch erfassen soll, und nach der ,,objektiven" Methode nur ein Abgleichen der Gesamtproduktion mit der Gesamt-Ein- und Ausfuhr ist, nach der ,,subjektiven" Methode hingegen ein direktes Erfragen des Verbrauches (,,Haushaltungsstatistik" nennt er als Beispiel in einzelnen,,Wohlstandsschaften" vorsieht (a. a. O. S. 41);

1) G. von Mayr, Zur Systematik usw., a. a. O., S. 36-43. Diehl-Mombert, Grundrisse. Bd. 21.

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e) Versicherungsstatistik, sowohl für die Privatversicherung wie für die Sozialversicherung.

Er hat tatsächlich einige wichtige Gebiete der speziellen Wirtschaftsstatistik in die allgemeine Wirtschaftsstatistik gesetzt, so die Bodenbesitzstatistik, die Agrarstatistik, die Bodenverkehrsstatistik, die Handelsstatistik, dann die Betriebsstatistik, die Statistik der Unternehmungsformen, der Vermögensverteilung usw. und hierdurch ein geschlossenes System der Wirtschaftsstatistik überhaupt unmöglich gemacht. Denn es ist nicht einzusehen, weshalb die Bodenbesitzstatistik oder gar die Bodenumsatzstatistik usw. nicht spezielle Teile der Wirtschaftsstatistik sein sollen, und am wenigsten einzusehen, wenn man, wie G. von Mayr es selbst betont, bei der Gesamtanlage des Systems der Wirtschaftsstatistik von den Produktionsfaktoren Natur, Kapital, Arbeit ausgeht.

G. von Mayr schwebte bei seiner Systematik der Wirtschaftsstatistik der an sich richtige Gedanke vor, die wirtschaftlichen Produktionsfaktoren als grundlegend für die Wirtschaftsstatistik zu benutzen; er teilt darum ein in Statistik des Bodens, des Menschenbestandes, des Güterbestandes1). Aber er trägt diese Einteilung in den ,,allgemeinen Teil" seiner Wirtschaftsstatistik, während sie doch offenbar gerade die geeignetste Einteilung für den speziellen Teil abgibt. Wenn G. von Mayr seine Wirtschaftsstatistik wirklich geschrieben hätte, so wäre ihm sehr rasch klar geworden, daß er durch diese Anwendung seiner Einteilung im allgemeinen Teil eine große Zahl von Wiederholungen im speziellen Teil ausgelöst hätte; denn gerade die Statistik des ,,Bestandes an beweglichen Gütern" müßte auch im speziellen Teil fast unbeschränkt wiederkehren.

Wohl lohnt es sich, Naturgabe und Menschenwerk zu unterscheiden; denn was die Natur freiwillig gibt oder was ihr der Mensch in Überwindung der Naturkräfte abringt, das ist meistens wirtschaftlich anders zu bewerten als das, was der Mensch durch seine Arbeit als Werk schafft; und doch ist diese Unterscheidung 2) von Hause aus verfehlt, denn die Masse der Rohstoffe sind bereits wirtschaftliche Güter, enthalten Arbeitslohn, Betriebsabschreibung usw. Sobald die menschliche Wirtschaft auftritt, besteht eben kein Privileg der Natur mehr, sondern wird die,,Natur" ein Bestandteil der Wirtschaft, also auch Gegenstand der speziellen Wirtschaftsstatistik.

Sehr viel Wirtschaftsstatistik bringt Schnapper-Arndt in seiner ,,Sozialstatistik", die er 1902-1904 in Frankfurt vorgetragen hat.

1) G. von Mayr, Zur Systematik, a. a. O., S. 27.

2) Die G. von Mayr vorschlägt für die Wirtschaftsstatistik, a. a. O., S. 27.

Schnapper-Arndt1) hat einen ganzen Teil seiner,,Sozialstatistik" als Wirtschaftsstatistik bezeichnet und darin vorgetragen 1. Nationalvermögen und Nationaleinkommen, 2. Agrarstatistik, 3. Handelsstatistik, 4. Lohnstatistik als Statistik des Arbeitseinkommens der arbeitenden Klassen, 5. Haushaltungsbudgetstatistik.

Letztere nennt er,,Privatwirtschaftsstatistik" und selbst sein eigener Hinweis auf die Bedeutung der italienischen und russischen Buchführung veranlaßt ihn nicht, etwa die Betriebsführung von gewerblichen Unternehmungen in den Bereich der Privatwirtschaftsstatistik einzubeziehen. Für ihn ist diese letztere vielmehr allein dazu da, die Fragen des ,,Auskommens der Individuen" zu beantworten.

Haushaltungsbudgetstatistik wäre danach nur die logische Ergänzung zur Lohnstatistik als der Statistik des Einkommens der arbeitenden Klassen, wie sie Schnapper-Arndt als besonderen Abschnitt,,seiner" Wirtschaftsstatistik gibt und der Haushaltungsstatistik unmittelbar vorausschickt. Daß die letztere aber keine Verbrauchsstatistik sein muß, sondern eine Bedarfsstatistik sein kann, und besonders in Deutschland immer mehr geworden ist, ist ihm entgangen, weil ihm der sog. Grundgedanke der Privatwirtschaft, wonach sich die Ausgaben nach den Einnahmen zu richten haben, wichtiger erschien als die doch volkswirtschaftlich erheblich wertvollere Erkenntnis, daß jeder Erwerbstätige und vielleicht jeder Lebende ein Recht auf ein kulturelles Auskommen, d. i. eine kulturelle Existenz, habe.

Das Auskommen wird aus den Ausgaben zwar erkennbar, aber tatsächlich richten sich die Ausgaben gewöhnlich nach den Einnahmen, während eine Haushaltungsstatistik grade im volkswirtschaftlichen Sinne eine Auskommen- und keine Ausgabenstatistik zu sein hat.

Von einer positiven systematischen Begründung der Wirtschaftsstatistik sieht ganz ab Johannes Müller in seiner ,,Deutschen Wirtschaftsstatistik" (Jena 1925), die in dieser Beschränkung gut ist.

§ 8. Nicht zur Wirtschaftsstatistik gehörige Gegenstände.

Nicht zur Wirtschaftsstatistik gehört also die Statistik des Menschenbestandes und der Menschenbewegung; weder die Volkszählungen und zwar in der Gesamtheit ihrer Fragestellungen, also sowohl soweit Geschlecht, Alter, Gesundheit, Glaubensbekenntnis usw., wie soweit Herkunft, Beruf als persönlicher Beruf usw. erhoben werden, noch die Statistik der Bevölkerungsbewegung, also der Geburten, Sterbefälle,

1) Gottlieb Schnapper-Arndt, Sozialstatistik, herausgegeben von Leo Zeitlin, Leipzig 1912.

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