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darauf Bedacht genommen, dass dadurch wichtigere Capitel der Grammatik und der Literaturgeschichte, zumal der neueren classischen Periode, zur Erörterung gelangen,

2) Vortrag und Interpretation älterer und neuerer Sprachproben. Die Uebungen in den fremden Sprachen sind:

1) Uebersetzung aus der fremden Sprache in's Deutsche mit Uebung in der Interpretation, sowie Uebersetzung aus dem Deutschen in die fremde Sprache.

2) Bei den schriftlichen Uebungen wird besonders darauf Rücksicht genommen, auch in die Literatur der betreffenden Sprache einzuführen.

3) Bei den Uebungen in fremden Sprachen wird, so viel irgend möglich, nur die fremde Sprache selbst angewendet,

Solchen Mitgliedern, welche es wünschen, soll am Gymnasium und an der Realschule in Tübingen, soweit es mit dem geordneten Gange des Unterrichts verträglich ist, Gelegenheit verschafft werden, theils an den Lectionen der Lehrer als Zuhörer Antheil zu nehmen, theils selbst auch von Zeit zu Zeit unter der Aufsicht der Vorsteher oder der Lehrer dieser Anstalten im Ertheilen von Unterricht sich zu üben. Das letztere indessen ist nur solchen gestattet, die mindestens ein Jahr lang den betreffenden Curs im Seminar mitgemacht haben.

Die Mitglieder des Seminars sind theils ordentliche (active), theils Zuhörer (Auscultanten).

Ordentliches Mitglied kann jeder auf der Universität studirende Lehramtscandidat werden. Andere Studenten können als ordentliche Mitglieder nur insoweit zugelassen werden, als dadurch der nächste Zweck des Seminars nicht beeinträchtigt wird. Dagegen steht es jedem Studenten frei, den Uebungen als Zuhörer beizuwohnen. Ebenso kann solchen, welche dem Kreise der Studenten nicht angehören, nach Massgabe des § 10 der Statuten für die Studirenden u. s. w. von 1859 vom Vorstande die Ermächtigung zum Besuche des Seminars als Zuhörer ertheilt werden.

Jeder, der, als ordentliches Mitglied oder als Zuhörer, eintreten will, hat sich im Anfang des Semesters bei dem Vorstande und bei den Lehrern, deren Curse er mitzumachen gedenkt, persönlich anzumelden.

Die ordentlichen Mitglieder sind verpflichtet, regelmässig bei den Uebungen zu erscheinen und im Fall einer Verhinderung sich womöglich voraus bei dem betreffenden Lehrer zu entschuldigen.

Jedes ordentliche Mitglied soll in jedem Semester in jedem der besuchten Curse wenigstens einen wissenschaftlichen Aufsatz dem betreffenden Lehrer zur Revision übergeben.

Die Wahl der Curse ist den Theilnehmern freigestellt. Doch soll in der Regel ein ordentliches Mitglied wenigstens zwei Curse im Semester mitmachen.

Von jedem Theilnehmer wird erwartet, dass er wenigstens einen halbjährigen Curs im Deutschen mitmache oder schon durchgemacht habe.

Die Theilnahme an sämmtlichen Uebungen ist für Lehramtscandidaten

kostenfrei.

Gegen beharrlich unfleissige oder sonst sich ungeeignet beweisende ordentliche Mitglieder kann nach Erschöpfung anderer Mittel Ausschliessung verhängt werden. Die Ausschliessung wird auf den Antrag der Lehrerschaft von dem akademischen Senate verfügt.

Am Schlusse jedes Semesters werden von den Lehrern Zeugnisse über die einzelnen Theilnehmer gefertigt und dem akademischen Senate vorgelegt, bei den Zöglingen der theologischen Seminare überdies dem Vorstande der betreffenden Anstalt mitgetheilt.

Auf Grund dieser Zeugnisse beantragt die Lehrerschaft jährlich beim akademischen Senat die Verleihung von Stipendien an würdige und bedürf

tige Lehramtscandidaten, welche im verflossenen Studienjahre ordentliche Mitglieder gewesen sind.

Ein Stipendium wird in der Regel nur an solche verliehen, die mehrere Curse mitmachen oder mitgemacht haben.

Am Schlusse des Studienjahrs hat die Lehrerschaft dem akademischen Senate einen Hauptbericht über den Stand der Anstalt zu erstatten, welcher dem k. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens vorgelegt wird.

Die Leitung des Seminars führt unter der Aufsicht des akademischen Senates ein ordentlicher Lehrer desselben, der nach Vernehmung des akademischen Senates durch das k. Ministerium hierzu berufen wird. Alle wichtigeren Gegenstände, sowie alle diejenigen, auf deren collegialische Behandlung im einzelnen Falle einer der Lehrer anträgt, werden von der Lehrerschaft gemeinsam berathen, insbesondere Anträge auf Umgestaltung der Statuten, auf Fortbildung der Anstalt, die Einrichtung neuer Curse, ferner die Ertheilung von Stipendien und die Abfassung der den Behörden vorzulegenden Zeugnisse.

Th. Gray's Elegie, auf einem Dorfkirchhofe geschrieben, und Th. Moore's Abendglocken. Zwei Uebersetzungen.

Eine neue Uebersetzung der berühmten Gray'schen Elegie den vorhandenen hinzuzufügen, könnte ebenso überflüssig als bedenklich erscheinen; überflüssig, denn die Zahl, namentlich der Verdeutschungen, ist beträchtlich; bedenklich, denn unter den Uebersetzern befinden sich namhafte, und unter den Uebersetzungen gelungene und glückliche. Dennoch wage ich es, eine neue Uebersetzung zu rechtfertigen, denn erstlich kann keine Uebersetzung ein Original ganz wiedergeben, indem das Idiom selbst nahverwandter Sprachen, wie das des Deutschen und des Englischen, bedeutende Verschiedenheiten bietet. Der Eine wird hier, der Andere dort in der Nachahmung des Originals glücklich sein, während ihm andere Stellen minder gut gerathen. Es bleibt also der berechtigten Freiheit ästhetischer, philosophischer und poetischer Individualität ein grosser Spielraum übrig. Dies ist der zweite Grund, mit welchem man erneuerte Uebersetzungen von Meisterwerken entschuldigen kann, indem das Original beanspruchen darf, in den angegebenen Beziehungen erschöpft zu werden. Jene Elegie ist ein solches Juwel, das in tausend Farben spielt; sie ist durch ihren Gedankenreichthum und durch die würdevolle Ruhe des Ausdrucks eine in ihrer Art unübertroffene Dichtung. Bietet sie nicht in 32 Strophen Alles, was sich in vereinzelten Zügen in den, Young's Nachtgedanken nachgeahmten, Gräbern" des Freiherrn von Creuz, in einzelnen Gedichten Klopstock's, Hölty's, Schiller's, Mahlmann's, des Freiherrn v. Salis, Matthisson's u A. findet. Ein blosser Blick auf die Form der Uebersetzungen genügt, die Eigenthümlichkeit der Dichtung zu beweisen, um von dem Inhalt selbst ganz zu schweigen. Sollte man glauben, dass in drei Uebersetzungen, welche ich nachträglich verglichen habe, der bekannten Gotter'schen, der im 37. Bande des Archivs mitgetheilten Altmann'schen und der meinigen, sich nicht eine Strophe mit denselben Reimen wiederfindet? Und doch giebt der Text selbst, bei der nahen Verwandtschaft des Englischen mit dem Deutschen, hier und da scheinbar die Reime an die Hand! (gave, grave; land, hand.) Drittens und letztens will ich die Veröffentlichung meiner Uebersetzung noch mit Folgendem entschuldigen. Mancher Lehrer des Englischen, der mit seinen Schülern das Original gelesen hat, wünscht gewiss, denselben die Schönheiten des Gedichtes durch eine poetische Uebersetzung nachträglich noch näher zu bringen. In Ermangelung einer anderen oder, wenn sie ihm besser gefällt, kann er sich auch der folgenden bedienen.

Elegie, geschrieben auf einem Landkirchhofe.

Die Abendglocke tönt: der Tag erblich!

Die Heerde windet brüllend sich durch's Feld,
Zur Heimat wendet matt der Pflüger sich
Und lässt dem Dunkel nun und mir die Welt.

Der Landschaft Bild verzittert und entweicht
Und Schweigen herrscht beim späten Dammerschein,
Nur dass der Käfer hier noch surrend steigt
Und schläfrig Läuten lullt die Hürden ein.

Nur dass vom Thurm, der aus dem Epheu ragt,
Mein lauschend Ohr der Eule Klage hört,
Die schauervoll dem bleichen Monde klagt,
Was ihres Sitzes Einsamkeit gestört.

Dort, wo die Ulmen, wo der Eibenbaum
Die Schatten breiten, Rasen rings zerstäubt,
Dort ruhn die Väter dieses Dorfs im Traum,
Im ew'gen, engen Zellen einverleibt.

Der frische Hauch der duft'gen Morgenluft,
Der Schwalbe Zwitschern von dem Strohgedach,
Des Hornes Echo und der Hahnschrei ruft
Vom nied'ren Lager sie nun nicht mehr wach.
Der Heerd erglüht nicht mehr zu ihrem Gruss,
Kein rührig Weib harrt ihrer Wiederkehr!
„Der Vater!" ruft kein Kind, erklimmt zum Kuss,
Ringsum beneidet, seine Knie nicht mehr.

Wie sank das Korn vor ihrer Sichel Schnitt
Und wie ihr Pflug die träge Scholle brach!
Wie eilt' in's Feld ihr Spann mit frohem Schritt,
Wie fiel der Wald vor ihrem wucht'gen Schlag!

Verspotte, Ehrgeiz, nicht ihr stilles Glück,
Die nied're Arbeit und ihr dunkles Loos.
Verachtung schwinde, Grösse, Deinem Blick,
Ist ihres Lebens Lauf auch einfach bloss.

Der Ahnen Thaten und den Pomp der Macht,
Was je der Reichthum einem Menschen gab,
Erwartet unvermeidlich gleiche Nacht -
Des Ruhmes Pfade führen nur zum Grab!

Ist's ihre Schuld, wenn die Erinnerung
Auf ihrem Grab Trophäen nicht erhebt,
Und wenn zu ihrem Preis im höh'ren Schwung
Kein Loblied durch der Kirche Wölbung schwebt?

Ruft Urn' und Inschrift, ruft ein Bild von Stein
Den Geist, der fliehet, in sein Haus zurück?
Reizt Ehre noch das schlummernde Gebein,
Macht Schmeichelei beim kalten Tode Gluck?

Leicht ruht an diesem Fleck, den nichts verziert,
Ein Herz, das himmlisch Feuer in sich trug;
Leicht eine Hand, die eine Welt regiert,
Leicht eine, die die Leier göttlich schlug.

Die Wissenschaft hat ihrem Aug' ihr Buch,
So reich vom Raub der Zeiten, nie enthüllt.
Der Armuth Frost war ihrer Schwungkraft Fluch;
Da fror der Strom, der ihre Brust erfüllt.

Wie manche Perle ruhet ungeseh'n

In ungemess'nen Meeres dunkler Gruft!
Wie manche Blume blüht und muss vergeh'n
Und ihre Würze flieht in öde Luft!

Hier ruht ein Hampden wohl, der fest und gross,
Des kleinen Dorfs Gewaltherrn widerstand,
Ein Sänger, Milton gleich, doch namenlos,
Ein Cromwell, doch init schuldlos reiner Hand!

Der Menge Beifall lenken weis' im Rath,
Tod und Verderben kühn zu widersteh'n,
Herabzuschütten reichen Wohlthuns Saat
Auf Volk und Land, die liebend aufwärts seh'n:
Nicht war's ihr Loos doch ihrer Laster Bahn
War, wie der Tugend Feld, für sie beschränkt,
Sie haben fühllos nicht in blindem Wahn
Durch Blut den Weg zu einem Thron gelenkt.

-

Sie setzten Wahrheit offen über Lug
Und wehrten sich schamhafter Röthe nicht,
Sie häuften nicht der Rede Schmeicheltrug
Dem Stolz zum Weihrauch, in dem Lobgedicht.
Nie schweift' ihr mäss'ges Wünschen aus und nie
Theilt' es der gier'gen Menge hast'ge Wahl.
Nein kühl, dem Treiben fern, durchschritten sie
Des Lebens stilles, ringsumschloss'nes Thal.

O zolle," spricht mit roher Bildnerei

Und schlechtem Reim ein Denkmal ohne Zier
„Mir eine Thräne, wenn du gehst vorbei
Und schone, Wandrer, diese Stätte hier!"

Nur Nam' und Jahr oft falsch das ist genug!-
Kein Lied der Trauer, das den Todten ehrt,
Doch hier und dort ein frommer Bibelspruch,
Der schlichte Menschen fröhlich sterben lehrt.

Wer der Vergessenheit zum Raube fällt,
Und es verlässt. dies Sein voll Schmerz und Glück.
Wirft scheidend auf die warme, lichte Welt
Gern einen langen, langen Blick zurück.

Im Brechen sucht das Herz der Lieben Spur,
Wie dunkt im Tod des Freundes Zahre gut!
Vom Grab noch schrei't die Stimme der Natur,
In uns'rer Asche lebt die alte Gluth.

Wenn ein verwandter Geist einst Dich beklagt,
Der stiller Todter gern, wie Du gedenkt,
Und wie jetzt Du, nach Deinem Schicksal fragt,
Wenn Zufall seinen Schritt hieber gelenkt,

Wohl sagt mit grauem Haupt ein Schäfer dann: „Ich sah ihn oft beim ersten Tagesgrau'n.

Er eilt', im Thau, den Bergeshang hinan,
Der Sonn' entgegen, sie zuerst zu schau'n.
Dort, wo die Buche wirr die Wurzeln reckt,
Mit grünen Büschen winkt zur Schattenruh',
Lag er am Mittag lässig hingestreckt
Und hörte gern des Baches Plätschern zu.
Im Walde irrt' er dann, sprach vor sich hin,
Verächtlich lächelnd wie im wachen Traum,
Dann wieder sorgenvoll mit trübem Sinn,
Als gäb' er hoffnungsloser Liebe Raum.

---

Ein Tag erschien ich sah ihn nicht am Bach,
Nicht bei der Buche, nicht am Bergeshang.
Ein and'rer kam und nicht ging er gemach
Wie sonst die Wiese und die Haid' entlang.

Am dritten Tage wallt' ein düst'rer Zug
Mit Grabgesang zum Kirchhofsthor hinein.

Komm, Fremdling, lies! du kannst es ja - den Spruch
Dort unter'm Dorn auf seinem Leichenstein."

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Die Grabschrift.

Hier ruht ein Jüngling in der Erde Schooss,

Dem Ruhme und dem Reichthum unbekannt;

Doch war sein Drang nach Wissen ernst und gross
Und Wehmuth hat ihn ihren Sohn genannt.

Das, was er sagt' und that, war wohlgemeint:
Gott lohnt es reichlich ihm zu seinem Heil.

Bei fremden Schmerzen hat er mitgeweint.

Sein einz'ger Wunsch ein Freund ward ihm zu Theil.

Lass seine Schwächen, seine Tugend ruh'n!

Spür' ihnen nicht auch noch im Grabe nach.
Gott wird nach seiner Gnade an ihm thun

So wie er's hofft an seinem grossen Tag."

Bei Gelegenheit der vorstehenden Publication will ich die folgende Uebertragung der „Evening Bells" von Moore mittheilen, da dies Gedicht einen verwandten Ton anschlägt, und da eine Uebersetzung, welche ich neulich fand, mich wenig befriedigte. Die meinige lautet:

Zerbst.

„O Abendglocken, Abendglockenklang!
Wie manche Kunde kündet mir eu'r Sang.
Von Jugend, Heimat und der schönen Zeit,
Wo ich gehört eu'r linderndes Geläut'!

Die schönen Stunden schwanden längst dahin,
Und manches Herz, das schlug mit frohem Sinn,
Wohnt nun im Grabesdunkel schon so lang'
Und hört nicht mehr der Abendglocken Klang.
Und so wird's sein, wenn längst auch ich schon todt,
Ihr tönt dann fort beim späten Abendroth,
Und and're Dichter wandeln dann im Thal,
Dich preisend, süsser Abendglockenhall!"

Prof. Dr. Corte.

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