Der Abbé Jules Corblet hat soeben bei Dumoulin in Paris ein Werk erscheinen lassen, welches für das Studium der romanischen Sprachen von hohem Interesse ist. Der Titel lautet:,,Glossaire étymologique et comparatif du Patois Picard ancien et moderne, précédé de recherches philologiques et littéraires sur ce dialecte." Das Studium der Patois führt zu einer sichern Kenntniß der eigentlichen Wurzeln des Französischen und leistet überhaupt für die Grammatik, Geschichte, Archäologie und Literatur wichtige Dienste; das Patois Picard ist nun aber gerade einer der kostbarsten Reste aus der alten Langue d'oil, welches unmittelbar aus der lingua rustica abstammte und auf die Bildung des Neufranzösischen von dem größten Einflusse gewesen ist. Es ist demnach sehr erfreulich, daß Hr. Corblet diesen interessanten Gegenstand in der gründlichsten Weise bearbeitet hat und zwar so, daß ihm die Société des Antiquaires de Picardie den großen Preis zuerkennen konnte. $. Die Gleimsche Humanitätsschule. Ueber die Schicksale dieser vielbesprochenen Anstalt hat uns Director Schmid im Programm des Halberstädter Gymnasiums von 1848 dankenswerthe Nachrichten gegeben. Es ist bekannt, daß Gleim früh den Gedanken aufgefaßt hatte, daß durch Gründung einer deutschen Akademie ein goldnes Zeitalter der Wissenschaften und Künste für Preußen und Deutschland herbeizuführen sei, und daß durch eine Vorbereitungsanstalt in der Art des Collegium Carolinum dazu wesentlich mitgewirkt werde. Er bestimmte daher testamentarisch, ein Studierhaus, oder, wie er es nach dem Erscheinen der Herderschen Briefe nannte, eine Schule der Humanität für zwölf Jünglinge, welche das Domgymnasium verlassen, einzurichten; dem ersten Lehrer wurde ein Jahresgehalt von 600 Thlr. Gold, dem zweiten von 500 Thlr. Gold zugesichert, nebst freier Wohnung; die Jünglinge sollten zusammen wohnen. Herder, wurde später hinzugescht, solle die Einrichtung der Schule machen und dafür ein Silbergeschirr erhalten, werth 100 Thlr. Gold; „will er, kann er, Zeitmangels wegen, nicht, dann sollen die 100 Thlr. zum Preise dem besten Vorschlage zu dieser Einrichtung gesezt und der Preis von Herder, Voß, Fischer, Tiedge, Streithorst, Nachtigall, nein! dieses wäre zu weitläufig, von Herder und Streithorst zuerkannt, und dieser Vorschlag zur Einrichtung, soviel möglich wird, befolgt werden." Als Lehrer hatte Gleim Voß in Eutin und dessen Söhne, die Söhne Herders, den Conrector Lohmann, Domvikarius Körte und Dr. Bothe in Schwedt vorgeschlagen. Gleim starb am 18. Febr. 1803, bald darauf Herder, früher war schon Streithorst gestorben; so wurde 1805 der Plan der Schule zum Gegenstand der öffentlichen Preisbewerbung ausgestellt. Der von den Testamentsexecutoren erwählte Preisrichter Geheimrath Eberhard in Halle erkannte den Preis der Schrift des Directors Dr. Koch in Stettin 1807 zu. Gleims Nichte und Erbin Sophie Dorothea Gleim, die den Nießbrauch des ganzen Nachlasses hatte, starb im December 1810. Die weitläuftigen testamentarischen Dispositionen veranlaßten aber fortdauernde Unterhandlungen der Unterrichtsbehörden mit der Gleimschen Familienstiftung, bis endlich 1822 ein Vergleich abgeschlossen wurde, wonach die Gleimsche Familienstiftung ein (später verkauftes) Haus übergab und die Aversionalsumme von 24,000 Thlr. Cour. bezahlte, welche für immer unter dem Namen Gleimscher Lehranstaltsfond bestehen soll, der Staat sich aber verpflichtete, aus den Zinsen dieses Capitals dem Großneffen Gleims, dem zum ersten Lehrer der Humanitätsschule' ernannten Dr. Wilhelm Körte bis zu seinem Tode ein Gehalt von 600 Thlr. Gold zu zahlen. Die Humanitätsschule konnte sonach nicht als selbstständige Anstalt gegründet werden, es wurde vielmehr statt derselben mit dem Gymnasium eine Selecta für die tüchtigsten Primaner verbunden. An= fangs wurden die Selectaner mit den Primanern in den meisten Gegenständen zusammen unterrichtet, bis eine fast vollständige_Trennung ein Jahr nach dem Tode des Dr. Körte (1846), wodurch dem Gymnasium die ganzen Revenüen des Gleim schen Lehranstaltsfonds mit 1098 Thlr. zuftelen, eintreten konnte. Es hat diese Klasse den Zweck, denjenigen Primanern, die sich durch Anlagen, Kenntnisse, Fleiß und gute Sitten vorzüglich auszeichnen, eine günstige Gelegenheit darzubieten, sich in einzelnen Lehrgegenständen, welche in den Kreis des Gymnasial-Unterrichts gehören, einen größeren Umfang an Kenntnissen, eine tiefere Begründung derselben und eine höhere Fertigkeit zu erwerben als von der Mehrzahl der Primaner gewöhnlich verlangt wird; nur die einjährigen Primaner können nach Selecta versezt werden, die Nichtverseßten können aber auch in Prima dasselbe Ziel, die Reife für die Universität, in derselben Zeit erreichen; der abgesonderte Unterricht bezieht sich auf die alten, die deutsche, französische Sprache, philosophische Propädeutik und mathematische Wissenschaften; die mathematische Selecta bildet insofern eine Klasse für sich, als auch in den Sprachen weniger gewandte tüchtige Mathematiker än dem mathematischen Unterrichte der Selecta Theil nehmen. ¿ Hölscher. Zu Molière's Avare, Act II, sc. 1. ,,Des quinze mille francs qu'on demande, le prêteur ne pourra compter en argent que douze mille livres; et, pour les mille écus restants, il faudra que l'emprunteur prenne les hardes etc." Warum steht hier bei der Angabe der aufzunehmenden Summen francs, bei dem versprochenen Baarbetrage livres, und für den Rest écus? Der franc hat seinen Namen von dem ursprünglichen Gepräge, welches einen reitenden oder stehenden Franken darstellte. Unter Johann II. (1360) wurden die ersten geprägt, welche 60 Gran wogen. Die livre (auch livre tournais von der Stadt Tours so genannt), welche später eingeführt wurde, verhält sich zum franc = 80 81; un écu beträgt 3 livres. Als nach der ersten Revolution der Frankenfuß wieder eingeführt wurde, mußte man daher, um einen Thaler oder halben Kronenthaler gegen 3 francs auszuwechseln, 2 sous agio auflegen. Indessen gebrauchte man bis zu dieser Zeit im Umgange ziemlich gleichgültig franc und livre, bei geringeren Summen und Brüchen livre und sous. Diesen Umstand benußt der schlaue Geizhals, um sich ein verstecktes nicht unbedeutendes Profitchen zu bereiten. Als_Beleg nur folgende Stelle: Livre est un terme de compte et se prend en France pour 20 sols, qui est la valeur d'une monnaie qu'on appellait autrefois franc et qui est demeurée son synonyme... L'écu de France d'argent vaut d'ordinaire 60 sols; il passe pour 3 livres. (Furetiere. 1694.) Barbieux. Der kürzlich verstorbene Wordsworth hat ein umfangreiches Werk hinterlassen : ,,the Prelude or the growth of a poet's mind," welches von der englischen Presse günstig ja, wir möchten sagen, zu beifällig aufgenommen ist. Gleich der Excursion" desselben Verfassers ist es eine Reihe von sehr verschiedenartigen Gedichten, welche unter dem einen Namen vereinigt find. Wir erhalten in diesem Werke eine Schilderung von den Entwickelungsphasen, welche der Dichter durchgemacht hat und es gewährt vielleicht schon dadurch einiges Interesse, daß W. seit den lezten 30 Jahren sich mit diesem Gedichte beschäftigte; erstaunenswerth_ist_freilich die Eitelkeit des Mannes, der diese Schrift als moralische und poetische Lehre den kommenden Geschlechtern bietet. Für Dichter und Gelehrte ist das Buch nicht ohne Werth; das große Publicum wird es dagegen nach unserer innigsten Ueberzeugung nie sehr schäßen. Zur Charakteristik liefern wir ein kleines Bruchstück, welches den Geist sehr gut bezeichnet, in welchem das Ganze geschrieben ist. On going home after a dancing party. „Magnificent The morning rose in memorable pomp, in front, The sea lay laughing in the distance; near, In thankful blessedness which yet survives." Summer Vacation Bk. IV. Wordsworth war bekanntlich Poet Laureat; in dieser Stellung folgte ihm Tennyson, dessen bedeutendes Verdienst in Deutschland noch nicht recht gewürdigt wird. Wir benußen deshalb diese Gelegenheit, auf ein soeben erschienenes Werk dieses reichbegabten Dichters aufmerksam zu machen, welches den Titel trägt: „In Memoriam". Tennyson feiert in dieser Elegie das Andenken seines verstorbenen Busenfreundes Arthur Hallam, und Ref. muß das Gedicht als eine Art von englischer und christlicher Tristium rühmen, welches die Schöpfung Ovid's weit hinter sich läßt. Wir können es uns nicht versagen, auch hiervon ein kleines charakteristisches Bruchstück zu geben. In Memoriam. Fair ship, that from the Italian shore, With my lost Arthur's lov'd remains, So draw him home to those that mourn Ruffle thy mirror'd mast et lead All night no ruder air perplex Sphere all your lights around, above; My Arthur, whom I shall not see Ein bisher nicht herausgegebener Vers von Robert Burns. (Mitgetheilt von Dr. K. J. Clement.) Als Burns in Edinburgh war hieß es kürzlich in einer schottischen Zeitung -, führte ihn ein Freund zu einem wohlbekannten Maler, welchen_er_eben_mit einer Darstellung von Jacobs Traum beschäftigt fand. Nachdem nun Burns die Arbeit sehr genau geprüft hatte, schrieb er die nachstehende Strophe in seiner gewöhnlichen so anziehenden breitschottischen Mundart hinten auf eine kleine Skizze, die noch in der Familie des Malers aufbewahrt wird. Dear, I'll gie ye some advice You shouldna paint at angels mair, To paint an angel 's kittle wark, Das würde auf Englisch heißen: HiDear I'll give you some advice, You will not take it uncivil (You'll take it no uncivil): But try and paint the d-I. To paint an angel 's ticklish work, · ́ Die Winde (von John Swain). Bitter is the east wind, Bitter in the spring; When the east wind blows. Pleasant is the west wind, Pleasant is the land When de west wind blows. Weary is the north wind, Bringing cold and gloom; Paling every leaflet, Folding up the bloom: Coming as in anger, From the seat of snows, Weary is the spring When the north wind blows. Gentle is the south wind, When the south wind blows. Neber tee und tee-total. In einem früheren Hefte dieses Archivs versucht Herr Flügel eine Erklärung des Wortes tee-total zu geben; da mir seine Ableitung nicht richtig, und die Bez deutung nicht ganz vollständig zu sein scheint, so erlaube ich mir, auf diesen Gegenstand zurück zu kommen. Es gibt in England ein Kinderspiel mit einer Art Würfel, dessen vier Seiten mit den Buchstaben T, H, N, P bezeichnet sind; kommt die Seite T (tee) nach oben zu liegen, so erhält der Spieler den ganzen Aussag (totum); H, die Hälfte, N, nichts; bei P muß er seinen Einsatz erneuern. Von diesem Spiele, tee-totum genannt, scheint der Ausdruck tee-total herzurühren. Eine von Flügel nicht erwähnte Bedeutung hat tee in der Redensart: it fits to a (tee), es paßt genau. Dieselbe findet sich im Dialect of Craven und auch bei I. Hewlett, College life, vol. II, ch. 25, p. 309 (London 1843.). Bielefeld. Franz H. Strathmann. |