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be is employed instead of the verb to have when used with the words right and wrong. Kann man solch ein Vorgreifen billigen? Bei Anfängern, welche noch I am rich, thou art poor, einstudiren müssen? Dann folgen sogleich Regeln über Genitive, Dative, Comparative, Possessive pronouns, Superlative degree, Plural number, Present and Imperfect Tenses, dann über Onomatisches, home, church, school; dann Indefinite article, tann Construction of phrases. Wir vermögen nicht, uns im Entferntesten zu denken, wieso sich solche Folge rechtfertigt. Bei Jacotot könnte sie gelten, wenn die Veranlassungen zufällig in dieser Folge vorkämen.

Das Büchlein ist nüßlich als Sammlung von Uebungen zum Ueberseßen, wie viele andere, obwohl wir auch hier die ausführliche Geschichte Josephs in biblischem Styl nicht an ihrem Plaze finden. Bedenklich aber erscheint uns die Genügsamkeit in Aussprache-Regeln, die sich über a, e, i, o, u, s, th, auf dreiviertel Seite erstrecken; wobei wir nicht verstehen, wieso th in thou ein bloßer Stimmlaut sei; und Rechtschreibungs-Regeln, deren ein Paar vereinzelt vorkommen. Ein strenger Richter müßte übrigens mauche Säße des sehr sonderbaren Ausdrucks wegen für bedenklich halten, z. B. S. 42. Haben die Aegypter ihren Vorrath geleugnet? (ft. verleugnet). S. 44. Joseph wurde von dem Könige stattlich angekleidet! S. 64. Er unterrichtete mich, daß ein Bär ihn gezupft hätte.

Dr. J. M. Jost.

Mittelhochdeutsches Lesebuch. lehre des Mittelhochdeutschen und Karl Weinhold. Wien, 1850. gr. 8. VIII. und 186 S.

Mit einer Laut- und Formeneinem Wörterverzeichnisse von Verlag von Karl Gerold.

Dieses mittelhochdeutsche Lesebuch ist bestimmt, dem deutschen Unterrichte auf den Obergymnasien der deutschen Länder Oesterreichs zu dienen, hofft jedoch auch den Schulen anderer deutscher Gauen nüßlich zu sein, wo man es nicht verschmäht, der Muttersprache eine höhere Beachtung zu schenken. Der Herr Herausgeber hat solche Lesestücke gewählt, welche, kurz und in sich abgeschlossen, von den Hauptrichtungen der deutschen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts ein möglichst genaues Bild geben: für das Volksepos Theile der Nibelungenlieder (nach Lachmann's Ausgabe), die der Herausgeber durch prosaische Skizzen aneinander gereiht hat, und einige Erzählungen aus dem Reinhard Fuchs; für das Kunstepos eine Stelle aus Hartmann's Iwein; für die Lyrik Lieder von Walther von der Vogelweide und Neithard; für die Spruchdichtung Stellen aus Freidank; endlich für die Prosa eine Predigt,,in ascensione domini" (aus M. Haupt's Zeitschr. f. deutsches Alterthum. B. 7. 140 u. f.), und eine Probe aus der Kronik Jakobs von Königshofen (Wackernagel: Altd. Lesebuch. S. 931–936). Außerdem enthält das Werkchen eine Lautlehre und eine Flexionslehre des Mittelhochdeutschen und ein kleines Wörterbuch. Dem Texte hat der Herr Herausgeber furze Anmerkungen beigefügt, um dem Schüler die schwierigern Stellen verständ lich zu machen. Jeder Abtheilung der mitgetheilten Sprachproben ist eine kurze erklärende Einleitung vorausschickt.

Die Auswahl der Lesestücke scheint uns sowol in Rücksicht auf Umfang als auf Inhalt des Mitgetheilten dem Zwecke des Buches durchaus angemessen zu sein; es wird den Schüler mit der mittelhochdeutschen Sprache und Literatur in hinrei chender Weise bekannt machen, und ihm die Anschauungs- und Empfindungsweise jener Zeit in poetischen Bildern vor die Seele führen. Die Anmerkungen erläu tern das Nothwendige, sind aber keineswegs darauf berechnet, dem Schüler die

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Grammatik und das Wörterverzeichniß zu erseßen. Die grammatische Einleitung in das Mittelhochdeutsche, oder die Laut- und Formenlehre des Mhd.“ ist auf etwa 50 Druckseiten zusammengefaßt, läßt aber nichts Wesentliches unberücksichtigt. Der Herr Verfasser leitet diesen Theil seines Werkchens durch eine kurze Uebersicht der deutschen Sprachstämme ein. Er theilt den germanischen Stamm in vier Aeste: den gothischen, den nordischen, den sächsischen und den hochdeutschen. Der alten Benennung sächsisch würde fränkisch besser entsprechen als hochdeutsch, und der doppelte Gebrauch des leztern Wortes: einmal für die frühern und jezigen oberdeutschen Mundarten, dann für diejenige Sprache der Gebildeten in ganz Deutschland, die eben keine Mundart ist, dürfte den Schüler leicht zu einer unklaren Auffassung des Gegenstandes verleiten. Die Lehre von dem mittelhochdeutschen Vocalismus sowol als von dem mhd. Consonantismus, insbesondere die interessante Lehre von der Lautverschiebung ist in sehr klarer und faßlicher Weise dargestellt. Der Herr Verf. erklärt sehr einfach den Umlaut als die qualitative Umwandlung des Wurzelvocals durch den Vocal der folgenden Ableitung oder Flexion, und aualog sehr richtig den Ablaut als die quantitative Veränderung des Wurzelvocals durch den Vocal der folgenden Ableitung und Flexion. Noch einfacher wäre der gesetzliche Vorgang dargestellt, wenn statt der folgenden Ableitung oder Flexion“ Ein Wort, das sowol Ableitung als Flexion in sich faßt, nämlich Endung gebraucht wäre. Die Darstellung der Vocale nach der Lautschwere und die Unterscheidung: Kürze, Länge und Guna ist nicht ganz so anschaulich, als die andern Theile der Lautlehre; und schwerlich dürfte z. B. ein Schüler, der den Laut a nicht als Kürze, sondern nur als „gesteigerten Vocal" verzeichnet sindet, sich bei der Versicherung beruhigen, daß der Grund nur durch die höhere Grammatik zu erklären sei. Der zweite Theil der grammatischen Einleitung enthält in möglichster Kürze das Wesentliche aus der Flexionslehre vollständig und anschaulich. Bei den Wörtern des Wörterbuchs ist auf die verwandten Sprachen germanischen Stammes und, jedoch nicht überall, auf die Verwandtschaft mit dem Griechischen und Lateinischen hingewiesen. Für den Schüler wäre es eine Erleichterung gewe sen, wenn der Herr Verf. nach dem Vorgange W. Wackernagels, bei der Erklä rung der einzelnen Wörter auf die entsprechende Stelle in dem Lesebuche hingewiesen hätte.

Praktischer Unterricht in der slovenischen Sprache für Deutsche von Anton Janezié, Docenten der flovenischen Sprache am f. f. Gymnasium zu Klagenfurt. Klagenfurt. 1850. J. Siegmund's Buchhandl.

Deffelben vollständiges Taschenwörterbuch der slovenischen_und deutschen Sprache; deutsch-slovenischer Theil. Verlag wie oben.

Der neuesten Zeit war es vorbehalten, den Irrthum zu heben, man müsse, um unserer Sprache in den nicht deutschen Provinzen Geltung zu verschaffen, die fremde fo viel als möglich in den Hintergrund drängen und diese so mit der Zeit überflüssig und entbehrlich machen. Das Verkehrte dieser Maßregel hat sich je länger desto deutlicher herausgestellt, und die unter deutschem Scepter lebenden Slaven besonders haben sich dadurch veranlaßt gesehen, sich um so fester an die lehten Reste ihres Eigenthums anzuklammern. Im Jahre der Gleichberechtigung der Nationalitäten hat man endlich den falschen Weg zu veranlassen angefangen und dafür einen anderen eingeschlagen, der jedenfalls zu größerem Heile führen wird. Gewiß, es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn es zu erreichen ist, den Slaven für deutsche Ideen, deutsche Sitte empfänglich zu machen, ihn also zu „,germanistren,“ dies am

fichersten und leichtesten dadurch geschicht, daß wir ihn in einer ihm faßlichen Sprache von den Vortheilen überzeugen, die ihm der Deutsche zu bieten im Stande ist, und dadurch, daß wir durch das Medium seiner Sprache uns ihm nähern, die Scheidewand einreißen, die sich zum gegenseitigen Nachtheil zwischen beiden Nationalitäten aufgethürmt hat.

Die Berücksichtigung nun, welche die slavischen Sprachen neuerdings erfahren haben, hat zugleich das Bedürfniß zweckmäßiger Lehrbücher derselben fühlbar gemacht, denen vorzugsweise die Aufgabe gestellt war, die Sprachfertigkeit im Auge zu behalten. Ein_dankenswerther Beitrag hierzu ist unstreitig das Eingangs erwähnte Elementarbuch, das der Ahn'schen Methode angepaßt ist, bei dem jedoch der Verfasser als praktischer Lehrer geschickt dasjenige umgangen hat, was derselben bei ihren sonstigen Vorzügen von vielen Seiten als Fehler angerechnet worden ist. Nach einer gedrängten, aber klaren und verständlichen Besprechung der Zeichen und Laute geht der Verfasser zu den Redetheilen über, gibt die Declinationen in weiser Mäßigung nur bruchstückweise, begleitet die Casusendungen der Substantive sehr passend mit den entsprechenden Präpositionen und entwickelt stufenweise zugleich mit den andern veränderlichen Wörtern auch das Verbum.

Ist in der ersten Abtheilung die Formenlehre, jedoch ohne Rücksicht auf die früher übliche Folge, sondern dem jedesmaligen Bedürfnisse des Lernenden entsprechend, durchgegangen, und an gut gewählten Uebungen im eignen und fremden Idiome die nöthige Geläufigkeit erzielt, so bietet die zweite eine Reihe von Paradigmen, segt die Nebungen fort und vervollständigt das bisher Gegebene durch die nöthigen Ergänzungen. Der dem Ausländer so schwierige Gebrauch des Verbums ist erschöpfend behandelt, die Syntaxis, von der bereits früher hie und da manches eingestreut wurde, klar und deutlich erörtert, auf Zusammensehung und Uebereinstimmung der Wörter, so wie auch auf die Sahbildung die nöthige Rücksicht ges nommen und am Schlüsse übersichtlich die Adverbien zusammengestellt, denen die gebräuchlichsten Redensarten und Ausdrücke, so wie auch eine Sammlung Sprüch wörter und die Aufstellung der zur Wortbildung dienenden Vor- und Nachsilben folgen.

Die dritte Abtheilung, eine kleine Chrestomathie, gibt dem Lernenden durch gut gewählte Fabeln, Briefe, Erzählungen und Poesien darunter eine metrische Uebersetzung von Schillers Glocke Gelegenheit zu weiterer Nebung, und schließt

mit einem Etymologikon.

Anlage und Ausführung des Ganzen tragen das Gepräge, daß der Verfasser den behandelten Gegenstand vollkommen in der Gewalt hat, die Schwierigkeiten, die sich dem Deutschen beim Studium einer slavischen Sprache entgegenstellen, kennt, und daß er auf praktische Art und mit pädagogischem Geschick seine Aufgabe zu lösen wußte. Ein slovenisches Sprüchwort sagt: ce te jedro mika, lupino zgrizi, Willst du den Kern, so zerbeiße die Schale; der Verfasser hat Sorge getragen, daß man sich an der Hülle nicht die Zähne ausbeiße, sondern so bequem als möglich zur Frucht gelange.

Das Wörterbuch, von dem bis jetzt erst ein Theil, doch der für den Deutschen wichtigere, nämlich der deutsch-slovenische, vorliegt, ist gleich dem Elementarbuche eine schäßenswerthe Arbeit und gewiß für Viele eine Hülfe, nach der sie sich längst gesehnt haben. Troß der Abkürzungen, welche sich der Verfasser erlaubt hat und die nur zu billigen sind, umfaßt das Werk 40 Bogen kleinen Druck, was allerdings auf Ausführlichkeit deutet. Mit Spannung sehen wir dem slovenisch- deutschen Theil entgegen, um so mehr, als er in der Ärt bearbeitet werden soll, daß er auch bei ilirischen Werken anzuwenden sein wird. Dadurch sichert er sich zugleich das Verdienst, eine fühlbare Lücke auszufüllen und wird ein Bielen willkommener Rathgeber.

Kurzgefaßte Grammatik der böhmischen Sprache. Theoretisch-praktisch bearbeitet nach eigner Erfahrung mit theilweiser Anwendung der Ahn'schen Methode von Anton Cebusky. Wien, 1850. Verlag von L. W. Seibel.

Abermals ein Werkchen, welches vorzugsweise die Sprachfertigkeit fördern soll, und zwar in einem Idiome, das für eines der am meisten cultivirten unter den slavischen gilt und eine bedeutende Literatur aufzuweisen hat. Der Verfasser def= selben sucht das Hinderniß zur Erlernung einer fremden Sprache mehr in der Methode als in den Schwierigkeiten der Sprache selbst und ist der Ansicht, es hieße dem Lernenden zuviel zumuthen, wenn er die Regeln der Biegung, die richtige Aussprache und das Vocabelnlernen zugleich bewältigen solle. Ihm genügt beim Anfänger eine geläufige Anwendung der Hauptregeln auf bereits bekannte Wörter und eine sorgfältige Aussprache; das Weitere überläßt er einem gründlichen Studium der Grammatik und hält dann das Lesen eines guten Autors mit zu Hülfenahme eines bewährten Wörterbuchs für hinreichend zur nöthigen Ausbildung.

Gemäß der entwickelten Ansicht hat der Verfasser einen von dem früher verfolgten theilweise abweichenden Weg eingeschlagen und sein Werkchen in zwei Hälften getheilt, eine theoretische und eine praktische. In der ersten, die schematisch das Wesentliche der Formenlehre enthält, reihen sich die Redetheile in altherkömmlicher Folge an einander; in der zweiten, der die vorhergehende als Nachweis dienen soll und welche vorherrschend in der Ahn'schen Manier behandelt ist, wird bei den veränderlichen Redetheilen vorzugsweise die Gleichheit der Endung im Auge behalten und zur Sahbildung vom Verbum das Nöthige mit hereingezogen. Auf den goldnen Spruch: festina lente weist der Autor dringend bin und verlangt beim Durchgehen der Nummern des praktischen Theils ein sorgfältiges und fortwährendes Zurückkommen auf den theoretischen; ebenso empfiehlt er Strenge in Bezug auf die Aussprache und das Zurückübersehen aus einer Sprache in die andere, was bekannterweise die Geläufigkeit sehr fördert.

Einige Unrichtigkeiten in Betreff der Accentuirung sind wohl ein Versehen des Sebers; den Irrthum jedoch, den Klang des böhmischen ch in dem deutschen „Leiche" finden zu wollen, und sich mit dem dicht dabeistehenden „sachte" (in welchem der ch-Laut dem böhmischen vollkommen gleich ist) nicht zu begnügen, muß der Verfasser schon auf sich nehmen, und dem Referenten nicht grollen, wenn er ihn darauf aufmerksam macht. Seine Arbeit hat so viel Anspruch auf Anerkennung, daß dergleichen kleine Anomalien dabei nicht in Betracht kommen. übrigens gibt es denn in der Welt etwas Vollkommenes?

Breslau.

Dr. J. N. Frige.

Und

Edelsteine deutscher Dichtung und Weisheit im XIII. Jahrhundert. Ein mittelhochdeutsches Lesebuch zusammengestellt und mit einem Wörterbuche versehen von Philipp Wadernas gel. gr. 8. XXXVI, 352 S. Erlangen, 1851. (11⁄2 Thlr.)

Die vorliegende Zusammenstellung mittelhochdeutscher Lesestücke ist für die oberste Schulclasse bestimmt, und reiht sich mit großer Auszeichnung den nament lich im letzten Decennium wiederholt gemachten Versuchen an, auch die altdeutschen Studien in den Kreis der Schulunterrichtsgegenstände mit hineinzuziehen. Die Nothwendigkeit dieser Erweiterung des Schulunterrichts ist bekanntlich_noch immer ein streitiger Punkt in der Schulpädagogik. Die Beantwortung der Frage: Soll in den obersten Glassen unserer Gymnasien oder Realschulen auch die ältere deutsche Literatur (wenigstens die mittelhochdeutsche, wie es der Herausgeber ver

langt) behandelt werden? hängt natürlich eng mit der Ansicht zusammen, welche man theils von dem Wesen und Zwecke des Unterrichts in der Muttersprache, theils von der bildenden Kraft unserer älteren Literatur gewonnen hat. Der Herr Herausgeber hält laut der Vorrede an seiner bereits vor einer Reihe von Jahren ausgesprochenen Grundansicht auch jezt noch fest, wonach als alleiniger Gegenstand des Unterrichts in der Muttersprache die Nationalliteratur zu betrachten, und an dieser, durch diese und zu dieser die Schüler zu leiten seien, und spricht sich jetzt bündig und ohne Rückhalt dahin aus: daß der Unterricht in der Muttersprache auf höheren Schulen die Einführung des Schülers in die germanistischen Studien zum Zweck habe. Das müsse die leitende Idee durch alle Classen von Anfang bis zu Ende sein. Wir überlassen billig die weitere Durchfechtung oder Bestreitung dieser Thesis, wozu bei einer bloßen Anzeige kein Raum, andern geübten pädagogischen Kräften, und erlauben uns hier nur ein paar Bemerkungen, wobei wir den Wunsch nicht unterdrücken können, daß dieser wichtige Gegenstand recht bald von mehreren Seiten möchte von Neuem aufgenommen und in ernste Erwägung gezogen werden *). Von theoretischer Seite liegt in der Behauptung des Herausgebers, daß die germanistischen Studien, so gut wie z. B. die Naturwissenschaften, als ein Moment der neueren deutschen Kunstbildung zu betrachten seien, allerdings Wahrheit. Aber hier ist die Pädagogik zu der Frage berechtigt: Ist die Bildung eines Schülers materiell und wesentlich unvollständig, wenn er ohne eine, und zwar an den Quellen geschöpfte, Kenntniß auch der älteren deutschen Literatur entlassen wird? Für die meisten dermaligen Gymnasien möchte man geneigt sein, diese Frage von vornherein mit ja zu beantworten, so lange dort der Schwerpunkt einzig auf die Seite der altclassischen Studien fällt, und die modernen Bildungselemente ein geringeres Gewicht haben. Abgesehen davon, daß der Anfang der germanistischen Studien auf dem Gymnasium reifere Früchte tragen kann, und die Hoffnung rechtfertigt, der Gymnasialschüler könne und werde auf der Universität die sich ihm bietende Gelegenheit zur weitern Vertiefung benußen (eine Hoffnung, die der Realschüler aus nahe liegenden Gründen meist unerfüllt läßt), könnten jene Studien gegen die Vorherrschaft der altclassischen das beste Gegengewicht abgeben, da unsere ältere Literatur ein Product rein deutschen Geistes ist, die den Durchgang antiker Bildung noch nicht erfahren hat, und da sich wohl nirgends das deutsche Volksthum in seiner innersten schönen Eigenthümlichkeit besser abgespiegelt als dort. Dahingegen ist die Bildung eines Realschülers der obersten Classe auch ohne germanistische Studien eine durchweg moderne, und vermöge des engeren geistigen Bandes der jezigen Culturvölker, von selbst schon eine mehr nationale. Ob daher bei ihm ein Zurückgehen bis auf die älteren Quellen durchaus erforderlich, und ob er nicht an einer Literaturkennt niß der lezten dreihundert Jahre sich genügen lassen könne, so daß dabei auf die Kenntniß der zweiten Blüthezeit unserer Nationalliteratur ein besonderes Gewicht gelegt würde, darüber möchten die Meinungen noch getheilt bleiben. Freilich wohl wäre zu wünschen, daß unsere höheren Schulen beiderlei Richtung, die echt deutschen Studien so gut wie noch viele andere schöne Dinge mit gleicher Kraft und Liebe betreiben könnten, aber die Wirklichkeit wird wohl noch lange solchen Idealen nicht zu entsprechen vermögen. Der praktischen Bedenken müßten erst gar manche noch erledigt werden. Woher die Zeit dazu nehmen? werden Viele fragen. Sind nicht die Lectionspläne schon überläden genug? sind nicht erst dringendere Bedürfnisse zu befriedigen, und müßten nicht namentlich erst die Schüler in die der Zeit und dem Geiste nach näher liegende zweite classische Periode unserer Literatur tiefer eingeweiht werden, als es den Schulen bisher möglich war. Und dennoch, kann man einmal die Nothwendigkeit, unsere Jugend auf mehr nationaler Grundlage zu erziehen und zu bilden, als bisher geschehen, unmöglich länger abstreiten, so muß man auch die Möglichkeit zugeben und das Mittel zum

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*) Gute Ideen enthält Breier's Programm, Ueber die Stellung des Altdeutschen auf höheren Bürgerschulen. Oldenburg, 1846.

Archiv f. n. Sprachen. IX.

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