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La Barchetta.

La note xe bela,
Fa presto, Nineta,
Andemo in barcheta
I freschi a chiapar.

Che gusto contarsela
Soleti in laguna,

E al chiaro de Luna
Sentirse a vogar!

A Toni go dito

Che'l felze 1) el ne cava
Per goder sta bava2)
Che supia3) dal mar.
Ti pol de la ventola
Far senza, mia cara,
Che i zefiri a gara
Te vol sventolar!

Se gh'è tra de lori
Chi tropo indiscreto
Volesse dal peto
El velo strapar,

O chi sul zenochio
Le alete formando
Magior contrabando
Volesse tentar,

No bada a ste frotole,
Soleti nu semo,
E Toni el so remo
L'è atento a menar.

Nol varda, nol sente,
L'è un omo de stuco 4),
Da gonzo, da cuco 5)
A tempo el sa far.

Canzonetta per musica.

Che no parla? Mi no parlo;
Co le done son discreto,
El mio forte xe el secreto,
Nina mia, no dubitar.

Ma l'amor, co l'è de quelo,
E co l'anema l' ha ponto,
Assicurete che sconto,
Cara Nina, no pol star.

Basta un moto per tradirne,
Una languida ochiadina,
Una meza tocadina
Che te daga de scampon®).

Posso ben per qualche volta
Far el bravo, el disatento,
Ma po capita el momento
Che me squagio7) da minchion.

Per esempio, co te vedo
Qualchedun tropo vicin,
Mi me sento un bruseghin 8)
Che me inquieta e me fa mal.

E xe alora che me missio 9),
Cambio ciera, levo suso,
E te fazzo bruto muso
Per paura de un rival.

Che no parla? Mi no parlo,
Saria proprio un omo indegno,
Ma che tasa, no me impegno
O le man, o i ochi, o el cuor.

7

Tropo, cara, ti me piasi,
Tropo inquieto son per ti
Per esiger che ogni di

Staga sconto el nostro amor.

1) Die Decke über der Gondel (das deutsche Wort Filz). 2) venticello fresco. 3) soffia. 4) uomo insensato, balordo. 5) far el gonzo, far el cuco far l'ignorante. 6) alla sfuggita. 7) mi manifesto. *) gelosia. 9) mi dimeno.

L'Innocenza.

(Noch ungedruckt.)*)

Siora mare!1) Sta matina
(La indovina!)
Canarin e canarina

Tuti dò col so zufeto 2),
Visti go nel cesteleto
Far cuzeto3) e smorozar4).

Che festini! Che graziete!
A le strete

Gera 5) i bechi, e co le alete
Certi moti i se faceva,

Che convulsi li vedeva
Qualche tiro minacciar.

Siora mare benedeta!
(So sempieta)

Se gavesse una chebeta),
Poderia col so permesso
Cufolarme) e far l' istesso
Co quel mato de Tonin?

Werfen wir zum Schluß einen Rückblick auf das Gesammtgebiet der venezianischen Poesie, so fällt uns zunächst der große Reichthum derselben in die Augen. Wir haben uns in obiger Darstellung nur auf das Wichtigste beschränkt; eine vollständige Sammlung des wirklich Gedruckten würde eine nicht unbedeutende Zahl von Bänden enthalten müssen. Und doch ist das Gedruckte nur der kleinste Theil. Der größere schlummert handschriftlich in verschiedenen öffentlichen und Privatbibliotheken Venedigs. Selbst von den Werken der neueften Dichter ist, wie wir gesehen haben, ein Theil ungedruckt geblieben. Von manchen älteren und neueren ist nur ihr Name und die Nummer bekannt, welche die Handschrift ihrer Werke in den Reposttorien der Marcusbibliothek führt.

Dieser Reichthum der poetischen Literatur findet außer in den schon oben mehrfach entwickelten Gründen seine Erklärung noch besonders in der Beschaffenheit der Mundart selbst. Keine Mundart Italiens (das geben vorurtheilsfreie Toskaner selbst zu) ist durch ihre musikalische Zartheit, ihre Geschmeidigkeit, ihren Reichthum so geeignet zur Anwendung in der Dichtkunst, wie gerade die venezianische, keine ist so sehr des verschiedensten Ausdrucks fähig, keine schmiegt sich leichter in die verschiedensten Formen.

Im Einklange mit diesen Eigenschaften der Mundart gehört denn

*) Aus einer im Besige des Verfassers dieses Aufsages befindlichen handschriftlichen Sammlung mehrerer Poeficen Buratti's.

1) madre 2) ciuffetto. 3) covaccio. 4) far all' amore. 5) erano. 6) piccola gabbia. 7) accosciarmi.

auch der größere Theil der venezianischen Poesie dem lyrischen Genre an, anfangs fast ganz in den kunstvollen Formen der Nationalpoeste, dem Sonett und der Canzone, erst seit dem vorigen Jahrhundert vorherrschend in jener leichteren und volksthümlichen Form des Liedes (canzonetta) von sehr mannigfacher metrischer Bildung. Liebe, Galanterie und Eifersucht bilden die vorherrschenden Themata der Lyrik und zwar ganz in dem Geiste, welchen die venezianischen Sitten und Gewohnheiten mit sich brachten. Die Behandlung ist namentlich in den älteren Dichtern bei allem Ernste selten ohne einen burlesken Anstrich, der erst bei einigen neueren der zarten und gemüthlichen Auffassung Plaß macht. Auch die satyrische Poesie bewegt sich meistens in den bekannten Formen, namentlich der Terzina und dem Sonett. Lezteres erscheint alsdann gewöhnlich in jener verlängerten Form, colla coda genannt, wo dem legten ternario noch eine bald längere bald kürzere Reihe von Strophen folgt, deren Metrum und Reim gewissen Regeln unterworfen sind. Der Satyre mangelt es nicht an Kraft des Ausdrucks, wohl aber an höherer und allgemeiner Auffassung. Sie bewegt sich fast immer in dem engen Kreise localer Sitten, Ereignisse und Persönlichkeiten, wodurch fie für entferntere Zeiten und Oertlichkeiten zum Theil unverständlich wird. Die epische Dichtkunst ist sehr schwach vertreten. Venedigs Geschichte hat nur zu einem einzigen größeren Product dieser Art Anlaß gegeben (f. oben Bd. VII. S. 178 d. 3.). Dagegen fehlt es namentlich bei den neueren Dichtern nicht an einzelnen kleineren Erzählungen.

Von dem Gebrauche der Mundarten im Drama ist schon oben gehandelt worden. Hier mag nur bemerkt werden, daß das Venezianische die größere Verbreitung seiner Kenntniß und seines Ansehens im übrigen Italien ganz besonders der vielfachen Anwendung verdankt, welche Goldoni und Gozzi in ihren Werken von demselben machten. Einige Dramen des Ersteren sind ganz in der Mundart geschrieben, jedoch in ihrer niedrigsten Form. Auch aus älterer Zeit find verschiedene ganz venezianische Lustspiele vorhanden, meistens aber ohne Werth.

Braunschweig.

Lemcke.

Ueber die

wechselseitige Einwirkung von Böhmisch und Deutsch.

Es ist eine bekannte, bei der vergleichenden Sprachforschung wohl zu berücksichtigende Erscheinung, daß geographisch benachbarte Sprachen, auch wenn sie verschiedenen Familien, ja selbst verschiedenen Stämmen angehören, einen mehr oder minder bedeutenden wechselseitigen Einfluß auf einander üben; minder häufig dürfte der Fall sein, daß eine der beiden Sprachen ausschließlich receptiv, passiv sich verhält. Solcher von fremdher kommender Einfluß inficirt zunächst das Lerikon; es giebt wohl wenig Sprachen, deren Wörterbuch ganz frei von fremden Elementen wäre, unter den hinlänglich bekannten unseres Wissens auch nicht eine einzige. Aber auch die Grammatik und die lautliche Beschaffenheit einer Sprache zeigen dergleichen Spuren fremden Einflusses bisweilen sehr deutlich ausgeprägt. Doch pflegt dieß in der grammatischen Structur wohl nur in der Syntar der Fall zu sein, die Formenlehre widersteht am meisten fremder Beimischung, in ihr beruht recht eigentlich das Wesen, der innerste Kern der Sprache. Daß der lautliche Charakter einer Sprache von außenher Einflüsse erleiden könne, steht durch eine Reihe von Beispielen fest, es genüge hier auf die dekhanischen Cerebralen im arischen Indisch, auf das georgische Lautsystem im iranischen Offetisch, auf das völlig slawische Lautsystem des Lettischen hinzuweisen. Solche lautliche Verwandtschaften benachbarter Sprachen bei mehr oder minder bedeutender Verschiedenheit des gesammten Sprachorganismus möchte man vielleicht geneigt sein aus geographisch-klimatischen gemeinsamen Einwirkungen zu erklären, wenn wir nur über den Einfluß von Land und Klima auf die Gestaltung der Sprachlaute irgend etwas Stichhaltiges wüßten *).

Eines der bemerkenswerthesten Beispiele solcher Wechselwirkung zweier, wenn auch stammverwandter doch verschiedenen Familien angehöriger Sprachen kommt uns sowohl in der deutschen Sprache hie

*) Auffallend nähert sich z. B. der Einfluß, den die weichen Vocale (die i-haltigen) auf die vorausgehenden Consonanten besonders im neueren Skandinavisch ausüben, den analogen Erscheinungen im Slawischen; u ist im Niederländischen ebenso zu ü herabgesunken, wie im Französischen u. s. w., u. f. w.

figer Lande als auch in der böhmischen Vulgärsprache alltäglich zu Gehör. Und zwar erstreckt sich der Einfluß des Slawischen nicht nur auf das in Böhmen gesprochene Deutsch, sondern auch auf das österreichische, ja in gedruckten Büchern, in Zeitschriften u. dergl. find Slawismen nicht selten. Die Wirkung des Deutschen auf das Böhmische ist in den Städten, zumal hier in Prag wohl am stärksten. Nach Often zu wird namentlich auf dem Lande das Böhmische reiner. Diese Wechselwirkung findet in so hohem Grade statt, daß z. B. die von Deutsch (Vlaemisch) und Französisch in Belgien, wie mir aus eigener Erfahrung an Ort und Stelle bekannt ist, eine unvergleichlich ge= ringere genannt werden muß. Charakterisiren läßt sich dieser gegenseitige Einfluß in der Weise, daß im Deutschen vor Allem die Syntar slawische Einwirkung zeigt, sehr wenig aber das Lerikon *), das Böhmische aber (ich rede hier immer von der Vulgärsprache, der Sprache des gemeinen Mannes, nicht von der reinen Schriftsprache), nicht nur in syntactischer Beziehung, sondern auch in lerikalischer, sehr viel aus dem Deutschen aufgenommen hat. Lautlicher Einfluß zeigt sich auf beiden Seiten in nur untergeordneter Weise.

Faffen wir besonders das Deutsche ins Auge und verfolgen wir die Spuren slawischen Einflusses, die sich auch in der Rede des deutschen Bewohners kund geben, denn daß der, der von Geburt ein Slawe ist, leicht Slawismen seiner Rede einmischt, versteht sich von felbst.

In lautlicher Beziehung ist vielleicht nur das Hervorheben der tonlosen Endsylben, namentlich der stummen e zu bemerken, welches man auch in Desterreich, z. B. in Wien, hört. Der Slawe hat nämlich kein verhallendes e wie der Deutsche, und er spricht jede Sylbe ganz vollkommen aus (z. B. kámen (Stein), anders als wir unser kamen). Dadurch bekommt die Sprache für unser Ohr etwas Hartes, Gehacktes, das namentlich in der deutschen Rede geborner Slawen oft sehr auffällig ist. Weniger auf die Deutschen übergegangen ist eine andere Eigenthümlichkeit der slawischen Zunge, nämlich die reinen Tenues k, t, p. Der Deutsche spricht jeßt anstatt der Tenuis eine beginnende Aspirata k-h, t-h, p-h (vielleicht der Anfang einer Fortseßung der Lautverschiebung), eine Aussprache,

*) z. B. Schmetten, smetana (Rahm); Kren, kren (Meerrettig); Pawlatsch pavlac (Altan) und wenige andere.

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