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Ueber die Ausgaben der Gesammtwerke vou Martin Opiz. Vom Prorector

Guttmann. (Hölscher.)

Euripidis Iphigenia in Aulide. Von Dr. Houben. (H.)

Ueber ästhetische Bildung in Gelehrtenschulen. Von F. X. Richter.
Ueber die Form des deutschen Sprachunterrichts. Von W. Raila.

an den Studienanstalten.

Ueber das Studium der neueren Sprachen, insbesondere der französischen Sprache

Kurze Uebersicht der deutschen Nationalliteratur. Zweites Heft. Von Wilms
-Ueber Goethe's Achilleis. Von Dr. Klein. (Hölscher.)
Ueber den Becker'schen Faktitiv. Von Baarts. (Kruse.)

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Warum wendet sich die englische Sprache beim
Entlehnen und Busammenseken. neuer Worte

vorzüglich an die klassischen Sprachen des Alterthums,

statt den Wortschaß und die Plasticität des deutschen Sprachelementes in Anspruch zu nehmen?

Es ist in der neuesten Zeit häufig die Behauptung aufgestellt worden, daß die Sprache die Geschichte des Volkes enthalte, und es läßt sich nicht läugnen, daß dieser Sah sehr viel Wahres enthält, nur muß man ihn so verstehen, daß nicht allein die Spuren von politisch wichtigen Ereignissen in ihr zu finden sind, sondern daß auch Erfindungen von culturgeschichtlichem Interesse Beweise ihrer Eristenz in derselben niederlegen. Fassen wir aber jenen Ausspruch so auf, wie ich eben angedeutet habe, so können wir weiter hinzufügen, daß die Sprache ein genauer Spiegel der socialen und politischen Ausbildung ist, auf welcher ein Volk steht, und daß wir den jedesmaligen Standpunkt seiner Bildung ziemlich genau bestimmen könnten, wenn wir ein genaues Verzeichniß der zu gewissen Zeiten im Gebrauche befindlichen Wörter besäßen. Allein so reich die Literaturen vieler europäischen Völker auch sind, so wenig ist doch in früheren Zeiten für Lerikographie geschehen, ja man darf dreift behaupten, daß, hätten wir keine anderen Quellen für die Culturgeschichte der verschies denen Völker als ihre Lerika, die Abfaffung eines solchen Werkes so ziemlich zu den Unmöglichkeiten gezählt werden müßte. Wie die Sachen liegen, ist es nicht einmal möglich, eine vollständige Geschichte der Sprache zusammenzustellen, welche von jedem Volke gesprochen ist, denn zwischen den wenigen Wörterbüchern, die wir bes sigen, liegt oft ein bedeutender Zeitraum, eine Reihe von Jahren, die uns kaum gestattet, das Alter gewisser Ausdrücke annähernd zu bestimmen. Plöglich treten Tausende und aber Tausende von Worten in der Sprache auf, ohne daß man nachweisen könnte, bei welcher Gelegenheit der lebende Sprachkörper diesen Zuwachs erhielt. Als Johnson sein großes englisches Wörterbuch verfaßte, machte er in der Vorrede die Bemerkung: „To collect the words of our language was a task of greater difficulty, the deficiency of the dictionaries was immediately apparent my search however has been Archiv f. n. Sprachen. IX.

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either skillful or lucky, for I have augmented the vocabulary." Und dennoch gesteht er einige Zeilen später ein, daß er weder die Kunstausdrücke der Schiffer und Bergleute, noch auch die der Künstler und Gelehrten habe alle sammeln können und wollen. Wenn aber Johnson, der bei der Abfassung seines Wörterbuchs so viele und große Hindernisse glücklich überwunden hatte, es wagte, sein Werk dem Publikum zu übergeben, obgleich er selbst wohl wußte, was ihm noch fehlte, mußte der ehrgeizige Mann da nicht Gründe haben, die ihn auf vollständige Entschuldigung dieses Mangels rechnen ließen? Allerdings wußte Johnson sehr wohl, daß es unmöglich ist, ein vollständiges Wörterbuch zu schaffen, wenn jeder Tag neue Worte bringt, er wußte, daß er mit einer riesigen Kraft und Lebensfähigkeit hätte begabt sein müssen, um ein so rasches Fortschreiten der Cultur controliren zu können, und daß die Hoffnung, diesen Strom von neuen Worten eines Tages zu bewältigen, nicht eitler sein konnte, als die Hoffnung des Hundes in der Fabel, der den Fluß austrinken wollte, um seinen vermeintlichen Gegner im Waffer zu zerfleischen. Seit diesem Lerikon von Johnson erschienen unzählige andere, von denen das folgende das vorhergehende stets übertreffen wollte, und sich doch 15 oder 20 Jahre später sagen lassen mußte: Auch du bist veraltet! So versicherte uns auch Grieb in der Vorrede zu seinem bekannten Lerikon, daß es sich durch beffere Anordnung der Bedeutungen und durch Aufnahme von 20,000 neuen Worten vor allen ähnlichen Werken auszeichne, allein troß dieser 20,000 neuen Worte zeigt der Gebrauch desselben beim Lesen neuerer Schriftsteller, daß hier noch Vieles nachzutragen sein möchte, und wahrscheinlich ist der Tag nicht mehr fern, wo ein anderes Lerikon ihm den Rang abläuft.*) Eine größere Vollständigkeit der technischen Ausdrücke findet sich schon in dem englisch-französischen Lerikon von Spiers, allein auch dieser durch seinen Fleiß und seine Sprachkenntniß rühmlichst bekannte Gelehrte ist noch nicht dahin gelangt, das vorhandene Material für die Lerikographie vollständig auszubeuten. Ein weiterer nicht unglücklicher Versuch zur Vervollständigung des Materials scheint in dem eben von Odell Elwell herausgegebenen Wörterbuche gemacht zu sein, das nach Angabe der Recensenten den Amerikanismen eine besondere Aufmerksamkeit widmen soll, und hätten wir nun

*) Ist bereits geschehen durch Flügel's treffliches Werk. D. R.

noch Werke, die den in Australien, Afrika und den beiden Indien üblichen Worten und Redensarten die nöthige Aufmerksamkeit schenkten, so könnten wir bald ein ziemlich vollständiges Wörterbuch der englischen Sprache zu erhalten hoffen. Da es uns indessen nicht darauf ankommt, diejenigen Ausdrücke zu untersuchen, welche zur Bezeichnung neuer Verhältnisse und Provincialismen entstanden sind, sondern wir nur die ins Auge fassen, welche in England selbst sich mit dem Körper der englischen Sprache verbunden haben, so kann die Unvollständigkeit der Lerika kein Hinderniß für unsere Untersuchung abgeben. Sehen wir uns nun einmal die Worte an, die in den leßten 30-50 Jahren ins Englische aufgenommen sind, fo finden wir in der Meteorologie Ausdrücke, wie auroral corona, aurora borealis, celestial phenomena und cirrocumulus; in der Astronomie ist die Rede von einer perihelion passage, coplanarity, cometographia; in der Geognosie von dolomitis limestone, super imposed earth, interstratified beds, unfossiliferous sites und schilfglaserz; in der Botanik von rhododendrons, plants, imbricate in aestivatim with the filaments cuspidate at the apex; in der Naturgeschichte von mammalia, operculated species of Mollusca; in der Chemie von Potassio cyanuret, Soda hyposulphite, ferrocynide of nickel; in der Physik von einem Thermoelectric fluid, ozonized atmosphere und galvanometer. Ich könnte diese Beispiele leicht um ein Bedeutendes vermehren, allein da ich weiter unten darauf zurückkommen muß, und mir das Angeführte schon hinzureichen scheint, um eine Idee von den neuen Worten zu geben, so wende ich mich gleich zur Analyse dieser Ausdrücke. Schon ein flüchtiger Blick über die vorgeführten Ausdrücke zeigt, daß das deutsche Element sehr schwach vertreten ist, und die meisten Worte durch neue Zusammenseßungen auf dem Gebiete der klassischen Sprachen gebildet wurden. Nimmt eine Sprache, deren Bildungsfähigkeit im Absterben begriffen ist, zu diesem Mittel der Ergänzung ihre Zuflucht, so können wir das nicht nur erklären, sondern auch entschuldigen; geschicht es dagegen von einer kräftigen, lebensfähigen und biegsamen Sprache, so find wir verpflichtet, nach den Gründen dieser auffallenden Erscheinung zu forschen. Zwar zeigt auch die deutsche Sprache seit einiger Zeit eine große Hinneigung, sich mit diesen ausländischen Producten zu bereichern und zu schmücken, allein das Uebel scheint hier noch nicht den Grad von Ausdehnung erreicht zu haben,

welchen es in England einnimmt, denn ein Ausdruck wie Schilfglaserz zeigt wenigstens, daß man bei neuen wissenschaftlichen Worten zunächst die Muttersprache zu Hülfe ruft und erst da, wo diese entweder ihre Hülfe verweigert, oder schon feststehende Kunstausdrücke sich als nothwendige Vermittler der neuen Idee aufdringen, an das Herbeirufen fremder Worte denkt. Der Engländer dagegen, weit entfernt, die Biegsamkeit des deutschen Elementes seiner Sprache auf die Probe zu stellen, wendet sich direct zu den klassischen Sprachen und hat sich auf diese Weise seit 30 Jahren eine Nomenclatur geschaffen, die, statt sich mit dem vorhandenen Sprachkörper organisch zu verschmelzen – wie das neue Zusammenseßungen mit fächsischen Worten sicher gethan haben würden, neben demselben stehen geblieben ist, einen Auswuchs bildet und wie eine Schmarozerpflanze das Gedeihen und den Wohlstand des ursprünglichen Sprachganzen bedroht. Hätte sich nun dieser Bedarf neuer Worte zum Ausdrucke neuer Ideen zu einer Zeit geltend gemacht, wo man die deutsche Sprache von den Höfen der deutschen Fürsten verbannte, wo man sie wegen ihrer Rauhheit und Ungelenkigkeit verachtete, wo selbst Gelehrte ihr Bildungsfähigkeit und Productivität abzusprechen bemüht waren, so würden wir uns nicht wundern, daß die Engländer weder aus ihr entlehnen, noch auch den ums Jahr 1066 vom Blize zerspaltenen und seiner Zweige beraubten Baum um neue Blüthen und Früchte angehen wollten. Allein da der Aufschwung jener die neuen Worte fordernden Wissenschaften mit dem Aufschwunge unserer Literatur zusammenfällt, ferner die Fähigkeit der Weiterbildung unserer Sprache in demselben Augenblicke glänzend bewiesen wurde, wo man nach dem fremden Elemente zur Aushülfe griff, und da in derfelben Zeit das Studium der deutschen Sprache und Literatur anfing, in England festen Fuß zu fassen, so darf man wohl fragen, warum man sich dort an die todten klassischen Sprachen um Aushülfe wandte, statt die Bildungsfähigkeit des angelsächsischen Elementes znach Kräften auszubeuten, und wo dieses nicht ausreichte, den reichen Schaz deutscher Worte in Anspruch zu nehmen.

Um diese Frage genau und schlagend zu beantworten, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Punkte richten, wo sich das Bedürfniß neuer Worte fühlbar machte, und die Ideen ins Auge fafsen, die ausgedrückt werden sollten. Es fehlte dem Engländer weder an Ausdrücken für lieben, leiden und empfinden, noch auch an sol

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