Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Altschwedische und finnische Sprachproben.

Bei meiner Beschäftigung mit den deutschen Schriftstellern des 15.--17. Jabr hunderts fand ich in S. Münsters Cosmographia Basel 1544. Fol. S. 519 f. eine Stelle, die es wol verdient, in diesem dem Studium der neueren Sprachen und Literaturen gewidmeten Archiv" abgedruckt zu werden, da sie in mehrfacher Beziehung der Beachtung würdig ist. Sollten (was ich nicht weiß) diese alten Denkmäler der schwedischen und finnischen Sprache sonst wo schon abgedruckt sein, so möchte doch der Wiederabdruck in diesem „Archiv“ für viele Leser nicht überflüssig erscheinen.

„Der sprachen halb des Finlands soltu mercken, das zwo sprachen werden darin gefunden. Von Wiburg biß gen Borga oder Sibbo am gestaden des möres gebrauchen sich die ynwoner des lands der Schweder sprachen, aber hinden außen im landt, haben sie gar ein befundere sprach. In vilen flecken als zu Wiburg vnd Pittis, findt man beyde sprachen, vund man muß auch zweierlei predicanten do haben. Die Schwes disch sprach hat kleinen vnderscheidt von der Norbégischen, Gothischen, vnd Denmärkische sprach, gleich wie in Teütschland der Schweyßer vnd Schwaben sprachen ein sprach seind vnd doch etwas verendert werden. Doch wan man die Schwedifche sprach im grund ansicht, spürt man das sie auß der Teütschen zungen geflossen ist, das magstu auß dem nach gesezten Vatter vnser mercken, das ich mit grossem fleyß gefaßt hab von einem gelerten vnd gebornen Schwedier.

Pater noster in Schweden sprach.

Fader war som er i himlum, heiligat warde dit namen, tilkomen tit rike, sæke din willige, som i himlum so opo iordene, waar taglig brodh gif os i tag, verlath os waren schuld som wi verlaten ware sckuldiger, och inledh os icke i frestilse, vtan löß os i fro onda, Amen *).

Aber der inneren Finlender sprach ist ganz vnd gar von den Schwedier sprachen gescheiden, hat auch kein gemeinschafft mit der Moscowyter sprache, die mit der Polendischen sprachen zustimpt, sunder ist allein gemein den Finlendern vnd den mitnächtigen völckern, die man Lappen vnd Pilappen_nent.

Brot, Hauß, Statt, Mensch, Käß, Hundt, Künig, Schiff, Gott, Erde, Tag, Bög heissen sie vff jre sprach Leipä, Honeh, Caupungi, Ichminen, Juhsto, Coira, Koing, Laiwa, Jumala, Ma, Peinwä, Pasa.

Batter vnser in Finlendischer vund Pilappener sprach, deren sich auch etlich Lyflender gebrauchen.

Bater vnser der bist in himmeln heilig werd dein nam zu kom Isä meidhen ioko oledh tainahissa, pühettü alkohon fiun nimesi, tulkohon dein reich, gescheh dein will als in himmeln also in ́erden vnser fiun waltakuntasi, olkohon siun tahtosi kuwin taiuahissa nyn manpällä, meidhen täglich brot gib vns disen tag vnd gib verzeihung vns der fünd iokapaiwen leipä anna meilen tänäpaiwäne ta anna anteixe meiden fyndiä als wir vergeben vnsern wider sechern vnd nit ynleite vns in ver kuwin möe annamma meden vastahan rickoillen, ta älä sata meitäkinsausuchnüs sunder erlöß vns vom bösen.

ren,

mutla päästä meiä pahasta, Amen **).

Hadamar.

Kehrein.

*) Dem etwas ungenauen Druck sind die Abweichungen in denselben Wörtern zuzuschreiben, z. B. war, wären; dit, tit; schuld, sœkuldiger.

**) Auch hierin finden sich einige abweichende Formen, z. B. neben meiden (uns) das sicher falsche meiten; kuwin, kuwin.

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeine Schriften.

Précis d'archéologie celtique par Corblet. (Dumoulin. Paris.) 2 fr. 50 c.

Lexicographie.

Vergleichendes Wörterbuch der gothischen Sprache von Dr. Lorenz Diefenbach. II Bd. 2. Lfrg. (Bär. Frankfurt.)

5 Thlr.

S. J. Honorat. Dictionnaire provençal français ou dict. de la langue d'Oc, ancienne et moderne, suivi d'un vocabulaire français - provençal. vols. (Dumoulin. Paris.)

Corblet. Glossaire etymologique et comparatif du Patois Picard. moulin. Paris.)

2 t. 3

45 fr.

(Du

12 fr

Grammatik.

Gantter. Schulgrammatik der englischen Sprache. 2. Abthl. (Ebner & Seubert. Stuttgart).

Literatur.

H. v. Plöß über den Sängerkrieg auf der Wartburg. (Hoffmann. Weimar.)

W. Grimm über Freidank. (Dietrich. Göttingen.)

2/3 Thlr. 1 Thlr.

altdeutsche Gespräche. (Dietrich. Göttingen.)

1/2 Thlr.

Poëtes de Champagne antérieurs au siècle de François I. Proverbes cham-
penois avant le XVI. siècle. (Reims.)
Corblet. Des dictons historiques et populaires de Picardie. (Dumoulin.
Paris. Amiens.)

F. A. Pichon, Denkmäler der deutschen Sprache. 6. Thl. 2. Abth. (Duncker & Humblot.)

2 Thlr.

8 fr.

1 fr.

Shakspeare's Dramen für weitere Kreise bearbeitet von C. W. Sievers. (Leipz. Engelmann.)

271/2 Ngr.

C. A. Struve, Studien zu Shakspeare's Heinrich IV. (Schwers in Kiel.) The life and times of Robert Burns. By R. Chambers. 4 vols. vol. I.

1/3 Thlr. 2 s. 6 d.

Hilfsbücher.

Schwalb, Elite des classiques fr. VI. Heft. Horace p. Corneille. (Effen. Bådeker.)

1/4 Thlr.

F. Rempel, franz. Uebungsbuch, vorzüglich für Gymnasien. (Essen. Bådeker.)

1. Abth.

1/4 Thlr.

Bur Charakteristik Othello's.

Zweiter Artikel.

Hiermit haben wir nun auch die Natur der Liebe Othello's, die Bedeutung, die sie für ihn haben konnte, bereits bestimmt. Als Geist, als schlechthin allgemeines Wesen bedarf er ihrer nicht, er hat sich von dem Boden seiner Individualität zu einer bestimmten Allgemeinheit erhoben und darin nach der allgemeinen Seite seine Befriedigung schon gefunden. Seine Liebe also kann kein Zusammenschluß mit dem schlechthin Allgemeinen, mit der Gattung sein. Sie kann nur seine bestimmte Allgemeinheit zu ihrem Inhalt haben, dieselbe, die der Inhalt seines besonderen Selbstbewußtseins ist; ste ist somit das gegenständlich gewordene Streben, sich seines eignen besondern Inhalts zu versichern, indem er ihn aus sich heraus verlegt und sich in seinem Gegenstande desto fester mit ihm zusammenschließt, eine bloße Affirmation des eignen und zwar besondern Wesens. Eine solche Affirmation aber gibt jede dem Subject gemäße Thätigkeit, jede Beziehung schon auf ein selbstloses Object, das durch sie fubjectiv gesezt wird: sie fand Othello auch im Kriege, als Feldherr und Soldat. Indem er also in der Liebe dieselbe bloß fubjective Befriedigung findet, segt er den Gegenstand seiner Liebe zu einem Selbstlosen, zu einer Sache herab, in der er aber die stete Anschauung seines Wesens hat. Die Geliebte ist mithin nach dieser Seite hin sein Unterworfener, sein Knecht, nur daß die Anerkennung seines Wesens, die auf der gegebenen Basis die seiner Herrschaft einschließt, nicht durch äußern Kampf errungen, sondern für fie innere Nothwendigkeit ist. Auf der andern Seite aber ist er vielmehr ihr Unterworfener, da er sein Allgemeines, seinen ganzen Inhalt an fie abgegeben hat und dieser seine Macht ist, die sie nach ihrer Willkür an ihm geltend machen kann. Nicht also Freiheit ist die Frucht der Liebe, die auf diesem Standpunkt möglich ist, die Losung ist,

Archiv f. n. Sprachen. IX.

9**

ob Herr, ob Knecht, und auch Othello ist ihr unterworfen. Nun aber ist er nicht bloß allgemeines Wesen, er ist auch Individuum und das Individuelle in ihm muß, eben weil er sich als Individuum zur Algemeinheit aufgeschwungen hat, gegen diese reagiren. Damit wird auch die individuelle Bedürftigkeit ein Moment seiner Liebe. Diese aber ist bei ihm noch besonders durch seine gesellschaftliche Stellung einerseits und sein leidenvolles Leben andrerseits bedingt: denn das ist hier hinzuzusehen, daß sein früheres Leben nur eine lange Reihe von Leiden, Kämpfen und Gefahren war. Indeß ist diese Bedürftigkeit Othello's als Folge seiner „Paria-Lage“ niemals zu „Verbitterung und Groll," niemals zu „innerer Zerrüttung" fortgegangen, wie Gervinus will; denn nicht nur ist er selbst über jede seine Abstammung treffende Schmähung hinaus, wie wir bereits gesehen haben, wir haben auch sein eignes Zeugniß, daß er troß derselben noch freundliches Entgegenkommen, ja Liebe fand. Othello sagt es von Brabantio selbst in dessen Gegenwart, daß er ihn liebte, und ein Blick auf die Verhandlung vor dem Senate zeigt uns sowohl beim Dogen als bei dem ersten Senator Sympathien zu seinen Gunsten, Cassio ferner, der ihn lange kannte, liebte ihn um seiner selbst wegen, was keines Nachweises bedarf, und Montano, Lodovico, Gratiano sprechen Gesinnungen persönlicher Hochachtung gegen ihn aus. Obschon also allerdings jede verwandtschaftliche Beziehung zu ihm in Venedig als beschimpfend gelten mochte: so konnte doch Othello in der Achtung und dem Wohlwollen so hochgestellter, wackerer Männer Trost für den Hohn,,der Rodrigo und Jago“ finden. Shakspeare hat der Liebe seines Helden ein andres Ferment gegeben; das ist die lange Unthätigkeit Othello's, der lange Mangel also der Bethätigung seines Wesens, die ihn vor seiner Heirath zum Genusse seiner selbst gelangen ließ. Neun Monde, sagt Othello vor dem Senate, habe er jezt keine Kriegesthat geübt, das ist es, was ihn einer andern Beziehung seines Wesens zugänglich machen mußte, als der durch eigne That. Das also machte ihn bedürftig. Aber allerdings mußte er es auch vorher auf rein individuelle Weise sein; denn ohne Einfluß freilich konnte weder die Zurücksegung, die er erfuhr, noch auch sein früheres leidenvolles Leben sein. Vor Allem aber mußte ihn sein eigner Standpunkt dadurch, daß er ihn isolirte und in Gegensaß zu allen Anderen seßte, daß er ihn also zwang, alle Kraft allein aus sich als Individuum zu schöpfen, troft- und

hülfsbedürftig machen. Damit aber ist die Liebe auch in der Form der Sehnsucht nach einem Wesen, das ihn stüße, schon in ihm gefeßt. Die Bedeutung also, die die Liebe für Othello haben konnte, ist ganz subjectiver Art: beruhend auf seiner Bedürftigkeit als allge, meinen Wesens wie als Individuums, soll sie ihm einerseits die Erfüllung mit dem Allgemeinen sichern, die er vorher schon besaß, und andrerseits auch die Ansprüche des Individuums befriedigen. Das eigentliche Wesen der Geliebten bleibt dabei ein gleichgiltiges Moment; die Liebe, die sie ihm entgegenbringt, das Geliebt sein ist das Wesentliche.

Es liegt uns jezt ob das, was wir vom Allgemeinen ausgehend für seine Liebe aufgestellt haben, durch die concrete Erscheinung derselben zu belegen. Wir beginnen mit seiner Erzählung vor dem Senate, in der er selbst sowohl die Entstehung als den geistigen Gehalt seines Verhältnisses zu Desdemona darlegt. Aber schon diese enthält keine Andeutung, daß er seine Gattin als selbstständiges Wesen erfaßt hätte, vielmehr tritt in derselben einzig ihre Bezie, hung auf ihn hervor. Das zu hören," sagt er, war Desdemona ernstlich stets geneigt.",,Mit durstigem Ohr verschlang sie meine Rede.",,Ich begann und oftmals hatt' ich Thränen ihr entlockt, wenn ich ein leidvoll Abenteuer berichtet aus meiner Jugend“ u. f. w. Zum Schluß endlich stellt er diese ausschließliche Beziehung Desdemona's auf ihn außer allen Zweifel, indem er den Inhalt feiner Liebe mit den Worten schildert:

Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand,

Ich liebte sie um ihres Mitleids willen.

[ocr errors]

Hier also zeigt sich keine Spur, daß er sie um ihrer selbst willen geliebt hätte, ihr Wesen läßt er völlig unberührt: aber sein Wesen hat er von ihr anerkannt gesehen, das spricht er nicht nur in jenen Worten aus, die ihre Liebe schildern, er sagt es auch ausdrücklich: „sie wünschte, der Himmel habe sie als solchen Mann geschaffen." Das also ist die Eine Seite seiner Liebe. Nun aber hat sie auf diesem Boden der Anerkennung seiner Persönlichkeit ihm auch Mitleid bewiesen darin lag Anerkennung seiner individuellen Seite, das also gab ihm jene subjective Befriedigung, die seiner Bedürftigkeit als Individuum entspricht. Somit sehen wir das Resultat unserer Entwicklung seiner Liebe gleich hier durch Othello's eigne Schilderung bestätigt.

« AnteriorContinuar »