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stüßen müssen, daß in dem Mischlaute ai (oder au) bald das eine, bald das andere Element vorgewaltet habe: hatte i das Uebergewicht, so trat a zurück oder fiel ganz aus; lautete a vor, so ging i in einen dem a näher liegenden Laut über, durch dessen Verschmelzung mit a sodann ein Laut hervorgebracht wurde, welcher dem für ä eintretenden e ganz oder doch beinahe entspricht. Wir haben dieses e aus dem sich zu i hinneigenden a entstehen lassen; es leuchtet ein, wie es grade dieses seines Ursprungs wegen geeignet war, das auf ähnliche Weise entstandene goth. ai zu vertreten. Wäre diese Ansicht vom goth. ai (und au) richtig, so würde auch die Annahme, daß im goth. Dialekt i vor r und h gebrochen wor= den sei, überflüssig sein eine Annahme übrigens, die höchst auffallend erscheinen muß, wenn man sich erinnert, daß im Ahd. die Brechung wesentlich durch den Vokal der folgenden Silbe bedingt sein soll. Noch wollen wir einige Worte über o hinzufügen. Dieser Vokal ist nach dem Verf. aus u entstanden und zwar gibt es, wie er glaubt, kein anderes o als das aus u hervorgegangene. Wir wollen nun nicht untersuchen, mit welchem Rechte o selbst in den Fällen, in welchen Verf. diesen Laut aus dem goth. au und dieses aus u herleiten zu müssen glaubt, sowie da, wo es nachweislich ein älteres u vertritt, als Umbildung dieses leztern Vokals bezeichnet wird, denn es finden sich andere Anwendungen des in Rede stehenden Lautes, bei denen ein ursprüngliches u zwar, wenn man will, vorausgesezt aber durchaus nicht nachgewiesen werden kann. Wir erwähnen hier lediglich die vielen Präterita der starken Conjugation, für welche der Vokal o charakteristisch ist. Daß man ihn hier Ablaut nennt, ist ganz gleichgültig: wir haben in diesem Falle einen einfachen Vokal o, welcher im Allgemeinen von Anfang an und_fortwährend o ges lautet hat, wenn sich auch in einzelnen der hierhin gehörigen Wörter ursprünglich ein anderer Laut vorgefunden haben sollte. Man wird vielleicht einwenden, dieses o sei schon deßhalb nicht für ein ursprüngliches zu halten, weil es zur Bezeichnung des Präteritums diene und als solche einen andern Laut vorausseße, aus dem es umgebildet sei. Aber auch abgesehen davon, daß es noch sehr fraglich ist, ob in der Verbalflektion das Präteritum als das Posterius, das Präsens als das Prius zu betrachten, d. h. der charakteristische Vokal des Prät. der der Zeit nach spätere ist, wäre dann o doch jedenfalls aus einer Mehrheit von andern Bokalen und keineswegs blos aus u abzuleiten. Ist aber diese Annahme richtig, so dürfte sie wohl zu dem Schlusse berechtigen, o sei eben so ursprünglich wie die übrigen reinen Laute.

Wir kommen zum Ablaute. Auch hier vermissen wir vorzugsweise ein Doppeltes, einmal eine genauere Erklärung und tiefere Begründung des Wesens dieser lautlichen Eigenthümlichkeit, denn was der Verf. in Bezug hierauf mittheilt, ist, wie sich sogleich zeigen wird, von geringer Bedeutung, sodann aber eine bestimmtere und vollständigere Angabe über die Fälle, in und über die Bedingungen, unter de nen dieselbe in ihren verschiedenen Nüancirungen vorkommt. Verf. spricht vom Abl. nur, sofern dieser bei der Verbalflektion eine Rolle spielt und auch, was hierüber bemerkt wird, ist ziemlich dürftig; von seiner sonstigen Anwendung z. B. in der Wortbildung erfahren wir gar nichts. Uebrigens unterscheidet er sich, der Ansicht des Verf. zufolge, von den bisher erwähnten Erscheinungen des Vokalismus wesentlich dadurch, daß er als eine ganz unabhängige Abstufung der Vokallaute, die uranfänglich in allen deutschen Dialekten vorhanden gewesen ist," betrachtet werden muß. Er ist ferner geistigerer Natur und hat daher im Verlaufe der Zeit manche Einbuße erfahren ....., dahingegen der Umlaut und die Brechung der handgreiflichen Praxis angehören und bis zum Mißbrauch gesteigert worden sind“ (S. 29). Wir wünschten, Verf. möchte sich über die soeben hervorgehobene „geistigere Natur“ des Abl. etwas deutlicher ausgesprochen haben, denn aus den gegenwärtig vorliegenden Aeußerungen ist nicht zu ersehen, worin er eigentlich die Wirksamkeit dersel ben gefunden hat. Hat er aber etwa die Thatsache im Sinne gehabt, daß der Abl. dem „formellen“ Zwecke der Bildung des Präteritums_dient, demnach nicht eine durch Einwirkung eines blos äußerlichen und materiellen Momentes veranlaßte Lautveränderung ist, sondern sein Entstehen einer innern und nothwendigen Modification des Begriffs verdankt, so möchte diese Eigenthümlichkeit doch nicht ihm allein zukommen; auch der Umlaut wird, indem er, wie Verf. selbst näher ausgeführt

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hat, die Bildung des Conjunctivs vermittelt, zur Erreichung ähnlicher formellen oder geistigen Zwecke angewandt und selbst der sogenannten Brechung fehlt ein solcher nicht, da sie z. B. in der Conjugation den Unterschied der Personen andeutet. Entgegnet man uns, daß diesen Lautveränderungen die erwähnten bestimmten Zwecke erst später untergelegt wurden, sie aber ursprünglich lediglich Folge der materiellen Einwirkung anderer Laute gewesen seien, so bemerken wir, daß diese ihre äußerliche Entstehung mit ihrer Bestimmung und wesentlichen Natur nicht verwechselt werden darf, auch für die Feststellung der leztern ziemlich gleichgültig ist, ferner daß, selbst wenn lediglich auf jenen äußern Ursprung reflektirt wird, dieser nicht als die Wirkung einer mechanischen, sondern nur als die einer organischen Kraft, welche außer etwa bei einer Gegenüberstellung des abstract geistigen Vermögens nicht als geistlos bezeichnet werden darf, zu betrachten sein wird, endlich daß, wenn wir erst vom Ablaute etwas mehr wissen als die Thatsache seines Daseins, es sich wahrscheinlich herausstellen dürfte, wie auch seine Bildung durch ähnliche materielle Einflüsse bedingt worden ist. Die Ansicht, daß der Äblaut seiner geistigeren Natur wegen an Geltung verloren habe, Umlaut und Brechung aber vermöge ihres materiellen Wesens an Ausbreitung gewonnen hätten, beruht auf der unberechtigten Voraussehung, daß die Sprachbildung der spätern Zeit immer mehr dem gesetzmäßig wirkenden Geiste entzogen wurde und dem zufälligen Belieben anheimgefällen set. Jene Ab- und Zunahme findet allerdings statt, aber der Grund der einen wie der andern möchte bei näherer Erwägung nicht, wie Verfasser glaubt, in der verschwindenden, sondern umgekehrt in der steigenden Wirksamkeit des geistigen Prinzips zu suchen sein. Dies wird sich am leichtesten dadurch nachweisen lassen, daß wir die erwähnten Erscheinungen, sobald sie bei der Conjugation Plaz greifen, etwas nåher betrachten. Es läßt sich nicht leugnen, daß im Fortgange der Zeit das Gebiet der schwachen Conjugation, d. h. derjenigen, welche das Präteritum durch Zusammensetzung des Verbalstammes mit der beharrlichen Bildungsfilbe et darstellt, auf Kosten der starken, die das Moment der Vergangenheit am Verbum durch den Ablaut ausdrückt, an Umfang beträchtlich gewonnen hat. Diese Veränderung, welche auf den ersten Blick als ein Resultat der zunehmenden Schwäche des Sprachgeistes erscheinen könnte, erweist sich bei näherer Betrachtung als die Wirkung seiner zunehmenden Stärke und Unterscheidungskraft. Offenbar steht das Moment der Zeit zum Begriffe des Verbums in keiner innern wesentlichen, sondern nur in einer äuBern Beziehung, kann ihn daher durch seinen Hinzutritt auch nicht innerlich berühren und modifiziren. Nun ist aber die lautliche Beschaffenheit eines Wortes dem durch dasselbe ausgedrückten Begriffe jedesmal entsprechend, wenn auch unsere Etymologie noch nicht dahin gelangt ist, diese Entsprechung überall nachzuweisen, daher auch jede Aenderung derselben eine Modification und zwar eine den Kern und we fentlichen Gehalt treffende Modification des Begriffes involvirt. Muß nun auch zugegeben werden, daß der Ablaut ursprünglich nicht willkürlich gebildet wurde, sondern zwischen ihm und dem Vokal der Wurzel ein wenngleich noch nicht aufge= klärtes, bestimmtes Verwandtschaftsverhältniß stattgefunden haben wird, so läßt sich doch nicht in Abrede stellen, daß durch ihn die lautliche Bestimmtheit der Wurzel stets eine wesentliche Aenderung erleidet. Eine solche erfährt aber der ihr entspre chende Begriff keineswegs, weil, wie schon bemerkt wurde, das Zeitmoment diesen nicht innerlich ergreift, sondern nur äußerlich berührt, wie schon daraus erkannt wird, daß es zu den an und für sich so verschiedenen Verbalbegriffen in ganz gleicher Weise hinzutritt. Demnach ist die Bildung des Präteritums durch den Ablaut ungeeignet, sofern sie auf etwas hinweist, was in der That nicht stattfindet, dagegen die durch eine gleichartige Bildungsfilbe sehr passend, weil diese die bei sämmtlichen Verben ganz gleiche, nur äußerliche Veränderung in adäqualer Weise ausdrückt. Das Präteritum läßt sich als eine Zusammensetzung des Verbalbegriffs mit dem Zeitmoment der Vergangenheit ansehen und wird daher durch die der schwachen Conjugation eigne zusammengeseßte Form des Präteritum sehr genau und zweckmäßig angedeutet. Das durch den Ablaut gebildete Präteritum verdankt sein Entstehen dem noch unentwickelten Bewußtsein, welches die wesentlichen Veränderungen des Begriffes selbst mit denjenigen verwechselt, welche durch seine Be

ziehungen zu außer ihm liegenden Momenten herbeigeführt werden. Es muß deßhalb nothwendig zurücktreten, jemehr im Fortgange der Volks- und Sprachentwicklung der Begriff und seine Beziehungen gesondert werden oder das Bestreben durchdringt, den Begriff in seiner Einheit und Einfachheit überall sicherzustellen. Auch ist es nicht die deutsche Sprache allein, in welcher im Laufe ihrer Entwicklung diese Aenderung eintritt, sie zeigt sich z. B. auch im Griechischen (Aorist auf on, Perfekt auf πŋ vergl. mit dem sog. Aor. 2 u. f. w.) und bei den abstracten Denkern par excellence, den Römern, ist die Bildung des Prät. durch Zusammensetzung die ganz entschieden vorherrschende. Daß auch auf andern Gebieten der Flektion dieselbe Aenderung und aus denselben Gründen eingetreten ist (z. B. in der Deklination, wo die Bezeichnung der Casus durch Flektion der Nomina selbst nur darum unterlassen wurde, weil sie in den Endungen des Artikels gewissermaßen ein selbständiges Dasein erlangte), möchte sich leicht zeigen lassen. Wir gehen darauf indeß hier nicht näher ein, wenden uns vielmehr zu einer andern sprachlichen Erscheinung, bei welcher ein Wechsel von ganz entgegengeseßter Art stattgefunden hat. Wir meinen die Bildung des Conjunctiv. Dieser wurde ursprünglich nicht durch Aenderung des Wurzelvokals, sondern durch Aufnahme eines i in die Endung vermittelt (vgl. den griech. Optativ), während später dieses i wegfiel und nun der Wurzelvokal den Ümlaut annahm. Erwägen wir nun, wie im Conjunctiv nicht eine äußere Veränderung des Verbalbegriffs gesezt ist, sofern dieser hier nicht zu einem fremden, auBer ihm liegenden, an und für sich selbständigen Momente in Beziehung gesetzt wird, sondern eine innere, fofern der begriffliche Inhalt des Verbums im Conjunctiv gedacht, sich von dem im Indikativ vorgestellten wesentlich unterscheidet, so muß auch diese Aenderung passend erscheinen und anerkannt werden, daß sie auf einer schär fern Erfassung der Begriffsverhältnisse, also auf einer geistigeren Anschauung beruht. Es erscheint als ein sehr feiner Griff des Sprachgeistes, daß er grade den Umlaut zur Bezeichnung des Conjunctivs verwandte, sofern dieser einerseits die stattfindende Modification des Begriffes selbst an dem Vokal der Wurzel andeutet, andrerseits aber, indem in ihm der ursprüngliche Wurzelvokal erhalten bleibt, die Modification als das was sie ist und nicht etwa als eine Umwandlung, bei der der ursprüngliche Begriff verloren ginge, erkennen läßt. Weiter hierauf einzugehen, ist hier nicht der Ort; nur eine Bemerkung allgemeiner Art wollen wir im Anschlusse an so eben Gesagtes noch beifügen, die nämlich, daß das Aufgeben der volleren Endungen oder vielmehr der mannigfachen Vokale, durch welche sie sich unterscheiden, in einem ganz andern als dem gewöhnlichen Lichte erscheint, wenn man es aus dem Gesichtspunkte der allgemeinen Wahrheit betrachtet, daß die lautliche Qualität eines Wortes dem Begriffe desselben entsprechen muß. Sieht_man_sich die ahd. Wortformen genauer an, so findet man eben in Folge der volleren Endungen oft in einer und derselben eine große Mannigfaltigkeit ganz heterogener Vokale. Es liegt auf der Hand, wie dadurch die Einheit des ihnen zu Grunde liegenden Begriffs wenigstens in der unmittelbaren Darstellung desselben nicht mehr erkannt oder gefühlt wird. Die differenten Laute der verschiedenen Silben lassen vielmehr auf ebenso differente Begriffe schließen oder da sie doch immer zu einem Worte verbunden sind, einen aus ungleichartigen Theilen zusammengesetzten Begriff vermuthen. Wohingegen die Vokale der Endungen abgeschwächt oder wie bei der Brechung die der Wurzel in verwandte umgebildet sind, erscheint die Einheit und Harmonie des Begriffs mit sich selbst in sprachlicher Bezeichnung in weit entsprechenderer Weise ausgedrückt. Gewöhnlich beruft man sich zur Erklärung solcher Lautveränderungen auf den Einfluß des Wohlklängs und mit Recht; nur handelt es sich hier nicht etwa blos um die Befriedigung der Anforderungen eines gebildeten Ohres oder vielmehr, diese Anforderungen haben einen tiefern Grund und zwar in dem Drange des Geistes, seinen unmittelbarsten Produktionen, den Begriffen, die ihnen ursprünglich eigne Einheit und Harmonie auch in ihren konkreten Erscheinungsformen, den Wörtern, zu erhalten.

Wir gehen zum,,Consonantismus“ über (S. 31 fgg.). Die Eintheilung der Cons., welche der Verf. zu Grunde legt, ist die gewöhnliche in liquidae und mutae; die lehtern zerfallen dann wieder in labiales, gutturales und linguales, und

jede dieser 3 Klassen hat endlich die 4 Unterabtheilungen der spirantes, tenues, mediae und aspiratae, gesondert stehen ph, th, q, r und 3. An die Uebersicht der neuhd. Cons. schließt Verf. die der gothischen und althochd., um so anschaulich zu machen, wie in allen drei Mundarten die liquidae und spirantes gleiche Bedeutung haben, die mutae aber von ihrer ursprünglichen Gleichheit merklich abgewichen find" (S. 34 u.). Daß indeß diese stufenweise Abweichung, die man die Lautverschiebung nennt,“ wirklich stattgefunden habe, d. h. eine ursprüngliche Gleichheit vorauszusehen sei, scheint uns doch, sofern das Verhältniß des Althd. zum Goth. in Frage kommt, eine sehr zweifelhafte Annahme zu sein. Aus der aufgestellten Tabelle ersieht man, daß der Abweichungen, durch welche sich die alt- und nhd. Sprache in Bezug auf die mutae unterscheiden, äußerst wenige und diese überdem von geringer Bedeutung sind, so daß sich hier allerdings eine Umbildung der äl> tern Conson. annehmen läßt. Dagegen gibt es im Goth. kaum einen und den andern conson. Laut, der nicht im Althd. durchgreifend eine andere Gestalt angenommen hätte. Demnach müßte, falls unter beiden Dialekten eine ursprüngliche Uebereinstimmung geherrscht hat, in den wenigen Jahrhunderten, welche zwischen der schriftlichen Aufzeichnung der goth. und althe. Sprache liegen, auf dem Gebiete der Conson. eine vollständige Revolution stattgefunden haben, während in dem fast dreifach längern Zeitraum, welcher den althd. Dialekt von der Sprache der Gegenwart trennt, kaum die eine oder andere leichte Aenderung eingetreten ist, wiewohl sich doch sonst in_sprachlichen Dingen die erwähnte Periode nicht grade conservativ bewiesen hat. Wir ziehen es deßhalb vor, die Abweichungen zwischen dem alth. und goth. Dialekte auf eine ursprüngliche Verschiedenheit zurückzuführen. Natürlich ist damit eine theilweise Uebereinstimmung nicht ausgeschlossen, daher die Thatsache, welche Verf. zum Beweise für seine Ansicht anführt, daß in manchen Wörtern, „wo die muta mit einem andern Conson. eng verwachsen war, fie der Lautverschiebung widerstand,“ wobei übrigens zu bemerken ist, daß das goth. q, auch ohne in einer derartigen Verbindung zu stehen, sich im Althochd. wiederfindet, kein entscheidendes Moment weder gegen die ursprüngliche Verschiedenheit noch für die Gleichheit enthält.

Die Erörterung der einzelnen Conson. findet in der Weise statt, daß immer zuerst vom einfachen Laute, dann, wo eine solche vorkommt, von seiner Verdoppelung gesprochen und zugleich, wie bei den Vokalen, zwischen organ. und unorgan. Gebrauche geschieden wird. Wir fügen, wie oben, hier und da zum Einzelnen eine berichtigende oder ergänzende Bemerkung hinzu.

1. Liquidae. Für die Thatsache, daß r häufig an die Stelle eines ältern s getreten sei, beruft sich Verf. auch auf die Volkssprache, in der man z. B. „die Heidelbeere schwarze Beesing nenne“ (S. 36). Am Niederrhein ist beese für beere in manchen Landstrichen ganz gewöhnlich; auch sonst hört man s gar nicht felten, wo die Schriftsprache r hat, z. B. in friesen statt frieren. Das ursprüngliche n in halben (jezt in der Regel halber gespr.) ist in den Compostis meinet-, deinet- 2c. halben auch in der gegenwärtigen Schriftsprache noch zu finden. Dagegen ist die Conjunction ehe (eigentlich eher) äußerst selten geworden, sie wird durch bevor ersetzt. Daß thurm ursprünglich turn lautete, kann auch das platte torn beweisen. Ebenso sprechen die zusammengezogenen Wörter bohm, fahm, ferner beffem, Besem, dafür, daß das n in faden, boden u. s. w. an die Stelle von m getreten ist. Ob übrigens das Verbum einfädmen (oder gar abfädmen) vom Verf. mit Recht als ein neuhd. aufgeführt wird, wollen wir nicht entscheiden; uns ist diese Form unbekannt, während einfädeln, soviel wir wissen, in allgemei nem Gebrauche ist. In den Wörtern, in welchen n nach dem Verf. (S. 37) späterer Zusaß ist, fehlt es auch in den uns bekannten Volksdialekten, deren Formen freilich oft auch noch in anderer Beziehung von den gewöhnlichen abweichen; so lautet sonst gewöhnlich sos oder auch sös.

2. Labiales. Das mit Recht vom Verf. als sehr selten bezeichnete bb ist in der Volkssprache noch häufig anzutreffen. Doch fehlt es auch in der Schriftsprache nicht ganz; Verf. hat die Wörter: Ebbe, Robbe, Robber, kribbeln, krabbeln übersehen. Der Gebrauch des p ist nach dem Verf. „von beschränktem Umfange“;

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er verfolgt ihn deßhalb genauer und führt an: 1) p im Anlaute, wo zu den angeführten Wörtern noch andere hinzukommen, wie: packen, puzen, prahlen, plagen, prüfen, predigen, pauken, prügeln, Pocken 2c.; 2) im Inlaute nach Consonanten und Vokalen; wir fügen hinzu: Knirps, Knorpel, Stapel, Gimpel, Wimpel, Dümpel, Pumpe, klimpern, wispern, kneipen, stäupen u. s. w. "In entlehnten Wörtern ist das p nicht gar selten." Allerdings nicht; man vergleiche noch: Palast, Patent, Parole, Patron, Pergament, Polster, Post, Posten, Peter, pressen 2c. „F einfach 1) im Anlaut, namentlich vor u dann meist vor ei und en. endlich vor r und l .“ (S. 39); aber nicht minder häufig vor e, vgl. fest, fett, Fehler, Ferien, Fels, Ferse, Feder, fegen, Fee, fertig, Fenster, Feld; ferner vor o, z. B. Fohlen, folgen, fordern, Folter, Furt, Form, Forst; vor a: fast, Faß, falbe, fahl, fahren, falten, fallen, fangen, fasten; vor i: Filz, Fibel, finden, finster, Fistel, siedeln, Firste; auch vor au: faul, faulen u. f. w. Verf. scheint indeß die legterwähnten Fälle absichtlich übergangen zu haben, weil es ihm nur darauf ankam, diejenigen anzuführen, in denen f ausschließlich und nicht auch v anlautet. Wenigstens fährt er fort: „das f im Anlaut hat sich vor den Vokalen a, e, o mit dem Conson. v in den Sprachgebrauch getheilt." Doch findet sich v auch vor 1 in vließ (noch jezt die einzig gebräuchliche Form) (s. den Verf. S. 40), vor u in dem allerdings fremden Worte Vulkan, endlich vor ei in dem Eigennamen Veit. Andrerseits ist da, wo v erhalten wurde, mehrfach auch f_eingetreten, namentlich vor ie (s. S. 41), daher nur ganz im Allgemeinen behauptet werden darf, „daß der Gebrauch des v im Vergleich zum Altdeutschen sehr beschränkt wor den ist." Uebrigens findet es sich noch in einigen Wörtern, die Verf. wohl übersehen hat oder auch, weil sie meist Fremdwörter sind, nicht angeben wollte; näm lich anlautend in: Vase, Vasall, vegetiren, Veilchen, Vehme ze., im Inlaute in: Curve, Eva. Was den Ursprung dieses Lautes betrifft, der „im Gothischen noch Spirant ist, aber im ältesten Hochdeutsch schon als Aspirata auftrat“, so meint Verf., er möge ursprünglich bh bezeichnet haben, während f für ph gebraucht wurde" und fügt hinzu: „er ist also ein Doppelconfon. und kann mit Recht nicht geminiert werden." Diese Folgerung ist indeß unzulässig, denn die Aspiration von b oder p kann nicht als ein besonderer Conson. aufgefaßt werden. Ist sie aber ein solcher, so würde auch f der Erklärung des Verf. zufolge als Doppelcons. zu betrachten sein und keine Verdoppelung zulassen dürfen. Daß diese bei v nicht vorkommt, hat wahrscheinlich darin seinen Grund, daß es ähnlich wie j aus einem Vokale entstanden ist und diese seine vokalische Natur noch nicht aufgegeben hat.„pf steht nur nach kurzen Vokalen oder nach dem Conson. m," was nicht richtig ist; es findet sich auch nach r, z. B. in Karpfen (und dem älteren Harpfen). Die nahe Berührung des pf mit ff oder f" tritt namentlich auch dann hervor, wenn man Formen der Volkssprache zur Vergleichung heranzieht, so hört man proffer für pfropfen, käffen (zanken, mit dem Subst. kampf zusammenstellen) x.; aus der Schriftsprache gehören auch wohl stopfen und steifen (vgl. das griech. orégw) hierhin; ob auch apfel und affe, wie Verf. zu glauben scheint, wagen wir nicht zu entscheiden. pf im Anlaut wird gar nicht belegt; wir nennen die Wörter: Pflock, Pfand, Pfahl, Pferd, Pfau u. s. w.

3. Linguales. geminiert wohl höchstens in Troddel“ (S. 42). Es - kommt allerdings nur sehr selten vor; andere Beispiele sind: Edda, Kladde und das wenig gebrauchte Verbum verleddern. „Als unächter Zusah hat sich das d eingeschlichen b. nach n in mond", dessen ursprüngliche Form noch in den Compos. montag und monat erhalten ist, dann in fändrich", wofür man gegenwärtig indeß in der Regel fähnrich spricht und schreibt, „und ahnden (voraus fühlen"!), wo zu bemerken war, daß man ahnden in correkter Schreibung nur im Sinne von rügen oder strafen gebraucht, in der vom Verf. angegebenen Bedeu tung aber die Form ahnen anwendet. (In Betreff der zwiefachen, scheinbar so sehr unterschiedenen Bedeutung dieses Verbums wird man das latein. animadvertere sehr passend vergleichen können.) Abgefallen ist d in zahn, altdeutsch zand“; die lettere Form ist in dem tand der Volkssprache (Plur. tand oder tend) leicht wieder zu erkennen. Die bessere" Form dunken (für tunken) ist der gegenwär

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